Erdbeben | DANKE – Auf Katastrophenhilfe folgt Aufbauhilfe!

Seit dem 06. Februar haben wir all unsere Kraft (und manchmal darüber hinaus) eingesetzt um ab der ersten Minute Nothilfe zu leisten. Um „Katastrophenhilfe“ zu leisten – ein sperriges Wort, dass jedoch die erlebte Katastrophe und die so wichtige Hilfe richtig zusammen fügt. 

Einer Katastrophe aber steht man oft hilflos gegenüber, sie zieht über einen hinweg. Danach beginnt das Aufarbeiten, die erschrockene Hilflosigkeit oder gar Ohnmacht weicht dem Drang zu helfen. Im besten Falle geschieht dies gemeinsam, „innen“ im Helfer-Team und „außen“ beim Unterstützer-Team. Diese so wichtige Hilfsbereitschaft und Unterstützung durften wir ab dem ersten Tag erleben und erleben sie immer noch. Erst die Spenden ermöglichen uns, die wir ja mitten im Erdbebengebiet sind, umfassende Hilfe zu leisten. Dafür möchten wir uns heute im Namen unseres gesamten Helfer-Teams hier aber vor allem dort vor Ort sehr sehr herzlich bedanken! Außen wird so zu innen, alle werden zu einem großen Team das zusammensteht und hilft! DANKE von Herzen!!

Wir stehen auch weiterhin eng zusammen und haben in den letzten Tagen schon unglaublich viel Erstversorgung leisten dürfen! Zelte, Matratzen, Decken, Heizöfen mit Brennmaterial,  Gasöfen, Solarpaneele, Essenspakete, warme Mahlzeiten (nun sind es schon drei Kliniken deren Ärzte und/oder Patienten wir mit täglich frisch gekochten Mahlzeiten versorgen), Taschengelder, Hygieneartikel, Spielsachen für die Kinder; auch Kuscheltiere und so viel mehr. Viele der Zelte werden in der Nähe der zusammengebrochenen Häuser aufgebaut. Auch damit Vermisste, die vielleicht doch noch leben und sich auf die Suche nach ihren Familien und Nachbarn machen, diese in den Zelten vor der alten Heimstatt finden.

Täglich fahren wir mit vollgepackten Fahrzeugen raus, auch Windeln, Babynahrung, und medizinischer Bedarf ist darunter. Unsere mobile Praxis versorgt Verletzte, zahlreiche Verwundete sind bisher unbehandelt, allein gestern konnten wir für über 120 Patienten Ersthilfe leisten. Viele haben Angehörige verloren, sind verzweifelt, lehnen fast die Behandlung ab weil sie in ihrem Schmerz um diese Verluste gleichgültig sich selbst gegenüber sind. Wollen Schmerzmittel, auch um den seelischen Schmerz zu betäuben.

Und das ist einer der wesentlichen Erkenntnisse der letzten Tage: die Zahl der seelisch Kranken, der Traumatisierten ist unfassbar groß. Das Erdbeben hat ihnen die allerletzte Zuversicht, das Vertrauen in den Boden auf dem sie stehen genommen. Vor allem Kinder glauben ihren Beinen nicht mehr, haben ihr (inneres) Gleichgewicht verloren. Wir arbeiten seit Tagen an einer Antwort und werden hier ganz sicher ein langfristiges Projekt entwickeln! 

Denn nun beginnt langsam die Aufbauarbeit. Der Gebäude, vor allem aber der Menschen! 

Erdbeben | Kalte Nächte

Unzählige haben ihre Lagerstatt auf Feldern aufgeschlagen, ihre Häuser sind zusammen gestürzt oder nicht mehr bewohnbar. Und noch immer schlafen viele unter freiem Himmel auf offenem Boden, ohne Lagerstatt. Im Winter.

Zu den dringendsten Bedürfnissen zählt daher weiterhin Wärme!

Wir verteilen daher soviel Heizmittel und Öfen wie wir auftreiben können, versorgen Familien mit Matratzen und Decken aber auch Lebensmittelpaketen. Fahren morgens mit vollgepackten Fahrzeugen los und kehren immer wieder zurück um die leeren Fahrzeuge wieder aufzufüllen; auch mit Spielsachen und Kuscheltieren für die Kinder. Werden nachts gerufen um Neuankömmlingen in den Lagern mit Erstversorgung auszustatten.

Und wir verteilen mittlerweile an drei Kliniken warme Mahlzeiten, diese sind mit der schieren Menge an Verletzten schlicht überfordert. Es fehlt an Medikamenten, Verbandsmaterial und oft auch an ausreichend Platz für all die Patienten…

Wir tun so viel wir nur können – DANKE, dass wir das dürfen!!

Erdbeben | Eine Woche danach

Heute ist es eine Woche her, dass die Erde gebebt hat und nicht nur zahlreiche Gebäude zum Einsturz gebracht hat sondern auch viele Lebenswege zerstört hat. Noch immer liegen viele unter dem Schutt begraben, die Überlebenschancen sind quasi nicht vorhanden; auch wenn jede Lebendbergung wie ein Wunder gefeiert wird. Aber es wird weiter versucht zu bergen; die Hoffnung lässt sich vom Realismus nicht unterkriegen!

Auch wir lassen uns nicht unterkriegen und versorgen mit allen verfügbaren Kräften die nahezu unzähligen Hilfsbedürftigen. Dabei begleiten uns die Geschichten die unser Team selber erlebt hat und die sie täglich hören; von zersprengten Familien (die ohne Handy und Ausweispapiere umherirren und sich zu finden hoffen), von Kindern, deren komplette Familie verstorben ist oder von ganzen Häusern, aus denen kein Überlebender es herausgeschafft hat. Alle tragen traumatische Erlebnisse mit sich, daran werden wir versuchen zu arbeiten.

Heute, die ganze letzte Woche und die nächste Zeit aber waren, sind und werden wir vor allem damit beschäftigt sein, Nothilfe zu leisten. Alltagsgegenstände wie warme Decken, Heizmaterial, Lebensmittel, Hygieneartikel uvm. auszugeben. Die gekauften 80 Zelte stehen, die Zeltbewohner wurden mit Isomatten, Matratzen, Heizmitteln, Mini-Photovoltaik-Anlagen und Gaskochern ausgestattet. Seit einigen Tagen kochen wir täglich warme Mahlzeiten, so konnten gestern 300 Portionen Reis mit Gemüse und Hähnchenfleisch in mehreren neuen Lagern und an die oft apathisch kauernden Menschen entlang der Straßen verteilt werden.

Und etwa 100 dieser Portionen haben wir in einem Krankenhaus an die Ärzte, Patienten und deren Angehörige verteilt – hier war die Freude ganz besonders groß, da sie sich kaum um Essen kümmern können, manche von ihnen haben seit Tagen keine richtige Mahlzeit mehr zu sich genommen! Auch diese Hilfe werden wir in den nächsten Tagen fortsetzen.

Wir alle bedanken uns sehr (!!!) für die seit Tagen anhaltende Unterstützung! Denn ohne Deine, Eure, Ihre Hilfe wäre unsere Hilfe nicht möglich!

Erdbeben | Guten Morgen – Tag 6 beginnt

Der Tag bricht an im Erdbebengebiet Nordwestsyriens. Alle sind froh, dass die Sonne wieder aufgeht und Wärme (auch im Herzen) mit sich bringt. Die etwa 25 Familien am Straßenrand stammen alle aus dem stark getroffenen Dschindires und haben sich zusammengetan um sich gegenseitig zu unterstützen und zu helfen. Sie treffen sich jeden Morgen hier und warten in der Hoffnung auf Zelte. Um sich ein „Dschindires-Dorf“ zu errichten.

Zelte aber sind nun Mangelware. Und wenn doch noch welche zu bekommen sind dann zu mittlerweile exorbitanten Preisen. Wir suchen weiter, die am Mittwoch noch zu einem guten Preis gekauften 80 Zelte sind nahezu allesamt aufgebaut und geben die von so vielen Betroffenen als dringlich genannte „Privatsphäre“.

Wir verteilen auch heute an vielen unterschiedlichen Orten zugleich weiterhin Lebensmittel, Heizmittel, Decken, Gasöfen und Mini-Photovoltaik-Paneele. Statten Zelte mit Matratzen und Isomatten gegen den nasskalten Boden aus. Es ist Winter.

Und sind voller Dank für die tragende Unterstützung die wir erfahren dürfen! Denn ohne sie wäre alles nichts…


Erdbeben | Update

Es wird weiter geborgen, auch wenn die Hoffnung auf Überlebende immer geringer wird. Jede Lebend-Bergung wird gefeiert, dann bricht alle Anspannung, alle Angst und alle Trauer aus den Helfern heraus und manche wissen nicht mehr wohin mit sich und ihren Gefühlen.

Die, die nicht bergen oder am Rande dabei stehen und hoffen, dass ihre Angehörigen, ihre Freunde, ihre Nachbarn lebend gefunden werden, versuchen mit dem Erlebten und damit klar zu kommen kein Dach mehr über dem Kopf zu haben. Wir helfen ihnen mit dem Aufbau von nunmehr schon 80 Zelten (viel mehr werden wir aktuell nicht bekommen, es gibt quasi keine mehr!) in mehreren kleinen „Zeltdörfern“ und versorgen die Bewohner dieser neuen Unterkünfte mit Iso-Matten gegen die Kälte, Matratzen, Decken, kleinen Gaskochern, Öfen, Heizmitteln und Mini-Solar-Panels zur Stromerzeugung. Geben soviel wie möglich Essen aus, kochen, verteilen warme Mahlzeiten.

Toiletten werden dringend benötigt, wie und ob wir das schaffen diskutieren wir noch. Überhaupt ist verständlicherweise vieles chaotisch, wir versuchen dem Ganzen so strukturiert wie nur möglich zu begegnen und den Bedürftigen wie all die Jahre ein verlässlicher Partner zu sein. Der ihnen beisteht und auf ihre Bedürfnisse eingeht. Denn auch das hilft ihnen zur Ruhe zu kommen um das Geschehene zu verarbeiten.

So wie uns der in den letzten Tagen erfahrene und so wunderbare Zuspruch so vieler wunderbarer Menschen dabei hilft, unermüdlich weiter zu machen, nicht nachzulassen. Nicht die Hoffnung zu verlieren. Auch dafür unser aller tief empfundener Dank – wir geben diesen Zuspruch weiter an unser Team vor Ort, wissend, dass es auch ihnen gut tut und langen Atem gibt!! DANKE!

Erdbeben vom 06. Februar 2023

Die Nachrichten vom Morgen des 6. Februars waren im wahrsten Sinne des Wortes: erschütternd! Gaziantep, in dessen Nähe das Epizentrum des Erdbebens liegt, ist unweit der türkisch-syrischen Grenze und unweit der „Nordwest-Syrien“ genannten Zone entlang der Grenze, in der auch das fast eine Millionen fassende sehr weitläufige Flüchtlingscamp Atmeh sich erstreckt. Hier liegen auch die Gebäude unserer drei Schulen, hier ist unsere Arztpraxis, hier leben all die Helferinnen und Helfer, alle Schülerinnen und Schüler, alle Lehrerinnen und Lehrer. Selten war es in den letzten Jahren in dieser Region ein Vorteil, im Zelt zu leben…

Natürlich aber gibt es mehr und mehr Häuser, wie auch unsere Schulen. Diese Schulgebäude stehen zum Glück noch, in unmittelbarer Nachbarschaft sind jedoch etliche Gebäude in sich zusammen gestürzt und haben die Bewohner unter sich begraben. Ein Teil unseres Teams war seit den frühen Morgenstunden wie viele andere dabei, oft mit bloßen Händen zu graben, Schutt wegzuräumen, nach Überlebenden zu suchen. Und konnten auch viele Verletzte lebend bergen, für einen kleinen Jungen und eine unserer Schülerinnen mit ihrer Mutter aber kam leider jede Hilfe zu spät. Ein anderer Teil des Teams hat parallel sofort warme Winterdecken ausgegeben an die obdachlos Gewordenen und weitere Hilfsaktionen außerhalb der Grabarbeiten geplant. Denn gleichzeitig sind wir natürlich in Abstimmung mit anderen lokalen Hilfsgruppierungen, mit den örtlichen Verwaltungsstrukturen, mit den Bedürftigen.

Am Morgen des 8. Februar ist der aktuelle Zwischenstand wie folgt: Wir verteilen weiterhin Decken, haben gestern und vorgestern bereits Unmengen kleiner Essenspakete mit Brot, Datteln (lokal sehr gut zu bekommender schneller Energielieferant) und Käse gepackt und ausgegeben. Heute beginnen wir damit, 40 Zelte als Notunterkünfte aufzubauen mit Matratzen, Decken, Beleuchtung und werden in einem der Zelte eine Küche aufbauen um verschiedene warme Mahlzeiten zu kochen und auszugeben. Weiterhin beschaffen wir Matratzen, Decken, Heizmittel und Öfen sowie Lebensmittel um sie an die Bedürftigen auszugeben. Denn zu aller Not kommt noch der Winter dazu, es ist eiskalt, ausreichend Schutz vor der Kälte ist überlebenswichtig! Während alldem helfen wir weiterhin bei der Suche nach Vermissten und bei der Bergung.

Unser Schulen sind aktuell geschlossen und werden als „Basislager“ genutzt; zur Koordinierung unseres Teams und sehr vieler ehrenamtlicher Helfer, darunter viele (auch ehemalige) Schüler unserer Oberschule. Alle packen mit an, alle haben leider sehr viel Erfahrung mit zusammengestürzten Gebäuden.

Wir leisten so viel Hilfe wie wir können – danke für jede Unterstützung!

Winterhilfe: Ausgabe von Kleidung, Heizmitteln und Verteilung von Linsensuppe

Den Menschen in Syrien fehlen grundlegende Dinge wie Zugang zu sauberem Wasser, ausreichend Nahrung, medizinische Versorgung, Zugang zu Bildung und zum Arbeitsmarkt. Und vieles mehr.

Im Winter aber fehlt ihnen auch ausreichend Schutz gegen Kälte und Nässe. Wärme. Ganz besonders in den Lagern Nordwestsyriens, wo immer noch ein großer Teil der über 4 Millionen dort lebenden Menschen (meist Binnenflüchtlinge) in Zeltlagern „haust“ – anders kann man es nicht nennen!

Seit Wochen schon überlegen wir, wie wir hier helfen können, wie wir zusätzlich zu unseren anderen arbeits- und kostenintensiven Projekten (immerhin drei Schulen und eine mobile und stationäre Arztpraxis) spezielle Winterhilfe leisten können. Dies hatten wir in den letzten Jahren immer wieder getan, unsere Mittel jedoch werden weniger und es gelingt uns im Jahresverlauf oft nur mit Mühe, all unsere Projekte am Leben zu halten.

Nun aber haben wir begonnen zu handeln, denn auch die Nässe und Kälte lebt nun in den Lagern und verdeutlicht den Menschen ihre Situation aufs schmerzliche:

Daher haben wir damit angefangen, in die Lager zu fahren und vor Ort große Mengen an Linsensuppe zu kochen und auszugeben. Nach allen Vorbereitungen und Besorgungen waren wir gestern im ersten Lager mit etwa 1.000 Familien – wir haben alle mit heißer Linsensuppe versorgen können! Die Freude, vor allem die offene und sehr direkte Freude der Kinder dabei erleben zu dürfen ist ein großes Glück…

Außerdem haben wir ballenweise gebrauchte Kleidung und Decken gekauft und sie an mehr als 550 Schülerinnen und Schüler unserer Schulen sowie ihrer Angehörigen verteilt. In den nächsten Tagen werden wir auch Winterschuhe an diese Bedürftigen ausgeben.

Und wir haben Heizmittel beschafft – dieses Projekt war in der Planung möglicherweise das schwerste der drei Winterhilfe-Projekte, denn wir wollten zum einen, dass die Empfänger mit diesen Heizmitteln durch den Winter kommen. Also erhalten sie soviel ortsübliches „Berien“ (eigentlich ein Abfallprodukt aus der Olivenöl-Herstellung; gepresster Treber aus den Olivenkernen und Olivenresten mit sehr gutem Heizwert und im Gegensatz zu bspw. Diesel preiswerter und lokal verfügbar), dass sie damit drei Monate heizen können.

Zum anderen ist es uns natürlich nicht möglich, unendlich viele Menschen mit dieser Winterhilfe zu versorgen (pro Haushalt kosten diese drei Monate Heizmittel immerhin etwa 220,- Euro), was uns erhebliches Kopfzerbrechen bereitet hat. Verzichten aber wollten wir angesichts der Kälte aber auch nicht auf diese Form der Hilfe, so dass wir uns entschieden haben, die Ärmsten der Armen zu versorgen. Insgesamt 193 der Schülerinnen und Schüler unserer Grundschule, der Mittelschule und der Oberschule und ihre Angehörigen erhielten gestern ihr Berien und kommen so besser durch den Winter.

Auswahlverfahren dieser Art sind nicht nur für die Hilfsbedürftigen schwierig sondern auch für uns – wie unfassbar gerne würden wir darauf verzichten! Die weiterhin enorme Not in Syrien und speziell in Nordwestsyrien, der Rückzug vieler internationaler Hilfsorganisationen und die damit ausbleibende Hilfe sowie schwindende Mittel lassen uns aber leider gar keine andere Wahl, wollen wir nicht auf Sonderprojekte dieser Art verzichten…

Wir machen weiter. Danke von Herzen, dass wir es dürfen!

10 Jahre SyrienHilfe e.V.

Am heutigen Tag, den 12.12.2022, besteht der Verein SyrienHilfe e.V. seit exakt 10 Jahren! Tätig sind wir zwar schon seit Juni 2012, Gründungsdatum des Vereins ist jedoch der 12.12.2012 – untrennbar verbunden mit unser Kontonummer 12122012…

Das ist keinesfalls ein Grund zum Feiern, denn den Verein gibt es schließlich nur wegen der humanitären Katastrophe in Syrien. Die leider nach all der Zeit noch nicht beendet ist; wir haben manchmal eher den Eindruck, sie fängt gerade an. Denn viele in Syrien sagen, ihnen ging es noch nie so schlecht wie heute. Sie mussten noch nie so ums tägliche Brot, um ausreichend Nahrung und Versorgung mit den alltäglichen Dingen, nicht wenige gar ums Überleben kämpfen wie in den letzten Monaten!

Und doch ist uns zumindest aus einem ganz speziellen Grund feierlich zumute – aus Dankbarkeit!

Dankbarkeit gegenüber all unseren so wunderbaren Helferinnen und Helfern, die in den letzten 10 Jahren oft auch unter Einsatz all ihrer Kräfte (und nicht selten darüber hinaus) denen die Hand gereicht haben, die sie hilfesuchend ausgestreckt haben. Die in all den Jahren zwar wie wir auch durch Täler gingen und trotzdem immer die Fahne hochhielten. Durch deren persönlichen Einsatz wir seither unfassbar viele Menschen in Syrien (oft in den schlimmsten Situationen) erreicht haben und ihnen Hilfe leisten durften. Ihnen in ihrer Not beistehen, ihnen Halt geben – denn das war schon immer unser Anspruch!

Und Dankbarkeit gegenüber all unseren ebenso wunderbaren Unterstützerinnen und Unterstützern, die uns in den letzten Jahren durch Rat und Tat und durch kleine, große, anhaltende oder einmalige Spenden erst die Möglichkeiten an die Hand gegeben haben all diese Tage und Monate und nun 10 Jahre durchzustehen. Uns erst in die Lage versetzten, so viele Projekte ins Leben zu rufen und mit Leben zu füllen. Am Leben zu halten. Und damit auch die Menschen in diesen Projekten am Leben zu halten.

Das Wort „Danke“ besteht zwar nur aus 5 Buchstaben. Mit den vielen Situationen, in denen wir dieses Wort jedoch selber gehört haben und wie wir es selber empfinden, mit all den Einflüssen die wir durch unsere Arbeit hatten und haben, mit all den Lebensläufen die wir gekreuzt und oft verändert haben und mit all dem Erlebten und all den Geschichten, die wir und alle Beteiligten zu erzählen haben aber könnten wir ganze Bücher füllen. Und darin würden dann alle Buchstaben des Alphabets auftauchen. In Hülle und Fülle! Auch dafür danke! Und:

Von Herzen DANKE für die letzten 10 Jahre.

Wir machen weiter!

Cholera-Ausbruch in Nordwest-Syrien – unsere Antwort!

Seit 2011 ist Syrien in einer humanitären Katastrophe gefangen, nahezu die gesamte Bevölkerung hat Fluchterfahrung, oft mehrfach. Viele sind heimatlos, 9 von 10 Syrer:innen hungern. Täglich. Über 6 Millionen Kinder und Jugendliche habe keinen Zugang zu Bildung. Millionen sind kriegsversehrt, körperlich und geistig. Zu allem Überfluss kam Corona, auch wenn es nicht wenige im selbstgewählten Phlegma kaum berühren konnte. Nun aber kommt aus dem Gebiet rund um den Euphrat noch Cholera hinzu und hat das Potential, zur Katastrophe in der Katastrophe zu werden. Denn die Bevölkerung Syriens hat dem nichts entgegen zu setzen…

Wie viele Länder dieser Erde hat auch Syrien mit Niedrigwasser in den Flüssen zu kämpfen, die geringen Niederschläge zeigen Wirkung. So hat auch der Euphrat dieses Jahr historisch wenig Wasser geführt, in Kombination mit den Temperaturen und Lebensumständen im Syrien 2022 ist so eine sichere Quelle für Krankheiten entstanden! Offiziell bestätigt sind weit über 1.000 Cholerafälle, einige Dutzend Tote gibt es schon. Die Sorge vor allem in den Lagern ist riesig, denn es gibt nahezu nirgends sauberes Wasser, die Flüsse und Bäche sind eher Tümpel, das stehende Wasser ist massiv verunreinigt von Abfällen und Ausscheidungen der Millionen Menschen in Lagern ohne jedwede Kanalisation – man mag es sich gar nicht ausmalen!

Dazu kommt, dass nun Schulbeginn ist – die zwar viel zu wenigen Schulen haben nun Zulauf aus unterschiedlichen Lagern und Regionen und gelten als eine der großen Verbreitungsmöglichkeiten der Cholera. Bildung UND Gesundheit geraten also in große Gefahr!

Wir tun seit Tagen was wir können, haben in unseren Schulen bereits Aufklärungskampagnen gestartet und an jede Schülerin und jeden Schüler Desinfektionsmittel ausgegeben, in der Hoffnung so auch die Lager und ihre Haushalte zu erreichen. Wir wollen unbedingt auch weiter ausgreifen um die Lager mit Desinfektionsmittel zu versorgen, Aufklärung zu betreiben und über Schutzmaßnahmen zu informieren – ähnlich wie bei der Ausbreitung von Corona, als wir 100.000e erreichen konnten!

Und wir sind unterwegs: die ersten 10.000 Flyer mit Informationen zu Cholera über Ansteckungs- und Schutzmöglichkeiten sind gedruckt und werden bereits verteilt!

Etwa 40 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer (je zur Hälfte junge Frauen und junge Männer, allesamt Absolventen unserer Schule und gegenwärtig im Medizinstudium oder in Ausbildung zur medizinischen Fachkraft) wurden vom Ärzteteam unserer mobilen Praxis noch einmal separat geschult und mit allen verfügbaren Informationen versorgt, darunter auch spezielles Cholera-Informationsmaterial vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen.

Auch wurden große Mengen an Hygieneartikeln gekauft und die ersten 1.000 Hygienepakete mit je 5 Stück Seife, 1 l Chlor, 1 l Spülmittel, 2 kg Waschmittel, spezielle Entkeimungskapseln für Trinkwasser und Hand-Desinfektion-Spray wurden gepackt. Die Helferteams sind bereits dabei sie zu verteilen.

Eines dieser Pakete kostet uns 7,04 Euro – der Inhalt ist für die allermeisten Bewohner der Lager nicht zu beschaffen weil sie schlichtweg das Geld nicht dafür haben!

Schul-Sommercamp in Nordwest-Syrien

Bereits 2016 haben wir begonnen, unser erstes Schulprojekt an der syrisch-türkischen Grenze aufzubauen; seit einem Jahr schon sind wir in der glücklichen Lage, nun insgesamt drei Schule in NW-Syrien betreiben zu können: eine Grundschule und eine Mittelschule ausschließlich für Voll- und Halbwaisen (was die Arbeit nicht leichter macht da hier während des Schulbesuchs auch viele Probleme des Alltags zu bewältigen sind) und eine Oberschule. Damit können wir einen kompletten Bildungsweg anbieten…!!

Und im Sommer werden keine Ferien gefeiert sondern Bildungslücken gefüllt – durch verschiedene „Sommercamps“ bei denen unterschiedlichste Kurse in den Fächern Mathematik, Arabisch, Englisch, Kreatives Lernen, Sport und Kunst angeboten werden. Alle Kurse sind quasi überbelegt – der Hunger auf Bildung ist enorm, die Kenntnis um die Bedeutung für die Zukunft dieser Kinder und Jugendlichen, jungen Erwachsenen ist mit Händen greifbar. Wir sind sehr dankbar, diesen Kindern und jungen Menschen zur Seite stehen zu können – und sehr dankbar für jede Unterstützung um dieses so wichtige Projekt auch weiterhin am Leben zu halten!