Die Nachrichten vom Morgen des 6. Februars waren im wahrsten Sinne des Wortes: erschütternd! Gaziantep, in dessen Nähe das Epizentrum des Erdbebens liegt, ist unweit der türkisch-syrischen Grenze und unweit der „Nordwest-Syrien“ genannten Zone entlang der Grenze, in der auch das fast eine Millionen fassende sehr weitläufige Flüchtlingscamp Atmeh sich erstreckt. Hier liegen auch die Gebäude unserer drei Schulen, hier ist unsere Arztpraxis, hier leben all die Helferinnen und Helfer, alle Schülerinnen und Schüler, alle Lehrerinnen und Lehrer. Selten war es in den letzten Jahren in dieser Region ein Vorteil, im Zelt zu leben…
Natürlich aber gibt es mehr und mehr Häuser, wie auch unsere Schulen. Diese Schulgebäude stehen zum Glück noch, in unmittelbarer Nachbarschaft sind jedoch etliche Gebäude in sich zusammen gestürzt und haben die Bewohner unter sich begraben. Ein Teil unseres Teams war seit den frühen Morgenstunden wie viele andere dabei, oft mit bloßen Händen zu graben, Schutt wegzuräumen, nach Überlebenden zu suchen. Und konnten auch viele Verletzte lebend bergen, für einen kleinen Jungen und eine unserer Schülerinnen mit ihrer Mutter aber kam leider jede Hilfe zu spät. Ein anderer Teil des Teams hat parallel sofort warme Winterdecken ausgegeben an die obdachlos Gewordenen und weitere Hilfsaktionen außerhalb der Grabarbeiten geplant. Denn gleichzeitig sind wir natürlich in Abstimmung mit anderen lokalen Hilfsgruppierungen, mit den örtlichen Verwaltungsstrukturen, mit den Bedürftigen.
Am Morgen des 8. Februar ist der aktuelle Zwischenstand wie folgt: Wir verteilen weiterhin Decken, haben gestern und vorgestern bereits Unmengen kleiner Essenspakete mit Brot, Datteln (lokal sehr gut zu bekommender schneller Energielieferant) und Käse gepackt und ausgegeben. Heute beginnen wir damit, 40 Zelte als Notunterkünfte aufzubauen mit Matratzen, Decken, Beleuchtung und werden in einem der Zelte eine Küche aufbauen um verschiedene warme Mahlzeiten zu kochen und auszugeben. Weiterhin beschaffen wir Matratzen, Decken, Heizmittel und Öfen sowie Lebensmittel um sie an die Bedürftigen auszugeben. Denn zu aller Not kommt noch der Winter dazu, es ist eiskalt, ausreichend Schutz vor der Kälte ist überlebenswichtig! Während alldem helfen wir weiterhin bei der Suche nach Vermissten und bei der Bergung.
Unser Schulen sind aktuell geschlossen und werden als „Basislager“ genutzt; zur Koordinierung unseres Teams und sehr vieler ehrenamtlicher Helfer, darunter viele (auch ehemalige) Schüler unserer Oberschule. Alle packen mit an, alle haben leider sehr viel Erfahrung mit zusammengestürzten Gebäuden.
Wir leisten so viel Hilfe wie wir können – danke für jede Unterstützung!