Idlib / Nordwestsyrien | Neues Projekt: Mobile Arztpraxis

Schon lange sehen wir bei unserer Arbeit in den Lagern Nordwestsyriens den eklatanten Mangel an medizinischer Versorgung. Nach langen Überlegungen und trotz Sorge um die Finanzierung haben wir nun den Schritt gewagt und eine mobile Arztpraxis aufgebaut:

Zwei Ärzte (einer davon Herzspezialist, der andere Chirurg) und zwei ausgebildete Krankenpfleger – je ein Pfleger und ein Arzt bilden ein Team, sie wechseln sich ab – und ein Fahrer gelangen nun mit einem umgebauten Kleinbus in die entlegensten Lager dieser Region entlang der türkisch-syrischen Grenze. Und sehen dabei Dinge, die kaum auszuhalten sind; dahinsiechende Menschen, die oft resigniert haben, wissend, dass medizinische Versorgung unerreichbar ist und Medikamente unbezahlbar oder gar nicht erst verfügbar. Kinder, die an heftigsten Ausschlägen und Hautkrankheiten leiden. Alte, die ihren Zustand zynisch kommentieren. Die oft schlimmen hygienischen Verhältnisse verschlechtern die Krankheitsverläufe zudem!

Die Kosten für dieses Projekt sind eigentlich überschaubar – knapp 3.000,- EUR monatlich kostet es uns, auch weil die wirklich bewundernswerten Ärzte und Pfleger bereit sind, für sehr wenig Geld diese immens wichtige Hilfe zu leisten und anstatt ins Ausland zu gehen um eventuell Karriere zu machen lieber ihren Landsleuten beistehen wollen. Und trotz dieser geringen Ausgaben (bei vergleichsweise umfangreichen Auswirkungen) brauchen wir natürlich dringend Hilfe in der Umsetzung…

Beirut | Eine Mammutaufgabe: Schulbetrieb trotz Armut und Corona

Unsere Schule für syrische Flüchtlingskinder in Beirut steht aufgrund der Umstände im Libanon schon seit Jahren vor gewaltigen Problemen – immer wieder ist es beeindruckend zu sehen wie Schulleitung und Lehrerkollegium, aber auch die Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern sich diesen Problemen stellen und sich oft aufreiben um diese Chance auf Zukunft durch Schulbildung zu geben bzw. zu nutzen. Die Folgen der Explosion im Beiruter Hafen Anfang August im Zusammenspiel mit der grassierenden Armut der syrischen Familien und dem omnipräsenten Covid-19-Virus aber bedeuten, dass diese sowieso schon schwere Aufgabe zu einer Mammutaufgabe geworden ist.

Viele Eltern geraten in Zweifel, ob sie sich die zwar extrem geringen aber eben doch vorhandenen Kosten für die Bildung ihrer Kinder überhaupt noch leisten können, wenn alle abends hungrig ins Bett gehen. Leider entscheiden sich manche dazu, ihre Kinder von der Schule abzumelden und diese stattdessen für minimalste Löhne zur Arbeit zu schicken. Diese Kinder sind oft verloren für uns, wir erreichen sie nicht mehr; sie gehen unter im Moloch einer Großstadt und werden vermutlich nie wieder eine Schule von innen sehen.

Aber auch die Lehrerinnen und Lehrer kämpfen, auch sie haben Familie die ernährt werden will. Auch sie kämpfen gegen den omnipräsenten Mangel an Strom, Internet, Fortbildung und Finanzierung. Um den gebotenen Online-Unterricht umsetzen zu können hat sich die Schulleitung schon im Sommer massiv bemüht, alles dafür zu tun um das Lehrerkollegium fortzubilden und unterschiedlichste Kurse im Bereich Online-Unterricht angeboten. Seit Anfang September hat jede Lehrerin, hat jeder Lehrer innerhalb der Schule einen eigenen Arbeitsplatz mit sicherem Stromanschluss und stabiler Internetverbindung um von dort aus Online-Unterricht vorzubereiten und zu halten; es besteht ein intensiver Austausch untereinander und mit den Schülerinnen und Schülern, wovon auch die Verfügbarkeit steigt, für Fragen und Probleme erreichbar zu sein.

Denn allzu viele Schülerinnen und Schüler verfügen mangels Internetanschluss oder kompatiblen Endgeräten erst gar nicht über die Möglichkeit, am Online-Unterricht teilzunehmen. Oder sie verstehen die Technik schlichtweg nicht. Für all diese Kinder haben wir kleine Lerngruppen eingerichtet, die „coronakonform“ Unterricht erhalten und so trotz aller Widrigkeiten lernen können und somit auch den Verbindungsfaden zur Schule nicht abreißen lassen. Dadurch ist es gelungen, viele der Schülerinnen und Schüler, die kurz davor waren die Schule zu verlassen, auch weiterhin an die Schule zu binden – und sie so vor Kinderarbeit zu schützen.

Es ist eine Mammutaufgabe, aber wir sind sehr dankbar, dass wir uns dieser Aufgabe stellen dürfen! Wir können zwar keine verlorene Generation retten, aber jedes einzelne Kind dieser Generation ist es wert, gerettet zu werden!!

Idlib / Nordwestsyrien | Erneute Verteilung von Hygienepaketen

Schon seit März versuchen wir möglichst vielen der Binnenflüchtlingen entlang der türkisch-syrischen Grenze beizustehen im Kampf gegen Corona – angefangen haben wir damals mit der Verteilung von Seife und Covid19-Informationszettel an mehrere Hunderttausend Syrerinnen und Syrer. Auch haben wir mehrmals große Mengen WASH-Artikel zu Hygienepaketen geschnürt und so mindestens 40.000 Menschen erreicht.

Nun steigt auch dort die Zahl der Corona-Erkrankten massiv an – zumindest die Zahl derer die eindeutige Symptome haben, denn ausreichend Tests geschweige denn ärztliche Versorgung gibt es nicht im Entferntesten!!

Wir haben uns daher nach langem Zögern trotz finanzieller Sorgen dafür entschieden, erneut eine große Anzahl an Hygienepaketen zu packen. Unser Ziel ist, 10.000 Pakete mit Seife, Desinfektionsmittel, Waschmittel und Spülmittel zu schnüren um das Einzige, was die Bewohner dieser Region gegen Corona tun können – Hygiene und Hände waschen – so massiv wie möglich zu fördern!

In jedes Paket packen wir 2 kg Waschmittel, 1 Flasche Spülmittel, 1 Flasche Chlorax (Desinfektion) und 10 Stück Seife. Die Kosten pro Hygienepaket liegen bei circa 3,40 EUR – nicht einmal diesen kleinen Betrag haben viel zu viele der innersyrischen Flüchtlinge übrig!

Damaskus | Verteilung von Carepaketen für Oktober 2020

Damaskus hungert, ganz Syrien hungert. Weiterhin (und es ist keine, absolut keine Aussicht auf Veränderung!) leben 9 von 10 Syrerinnen und Syrern unterhalb der Armutsgrenze, dazu gibt es enorme Versorgungsengpässe an Brot. Doch viele haben sowieso kein Geld um sich Brot zu kaufen!

Wenn die Menschen in Syrien es nach stundenlanger Suche und Anstehen in langen Warteschlangen (Corona!) endlich geschafft haben zumindest etwas Brot zu ergattern, teilen sie es auf und rationieren es. Ist das Brot leer weiß keiner ob oder wann es wieder Neues geben wird; so kommt zum rein physischen Gefühl des Hungers der psychische Faktor Angst dazu…

Wir sind sehr froh und dankbar, auch weiterhin 280 Familien in Damaskus mit Lebensmittelpaketen versorgen zu können – im Oktober 2020 mit diesem Inhalt:

3 kg Reis, 4 kg Nudeln, 3 kg Zucker, 1 kg Butterreinfett, 1 l Olivenöl, 1 l Speiseöl, 1 kg Mehl, 1 kg Linsen, 1 kg Suppenlinsen, 850 g Mortadella/Dosenwurst, 500g Zaatar, 300 g Schmelzkäse, 600 g Marmelade, 500 g Tee, 600 g Halawa

Diese Lebensmittel reichen natürlich in keinster Weise aus die Familien komplett zu versorgen, aber sie schaffen eine Basis die ihnen eine gewisse Sicherheit gibt. Und die Familien wissen, dass sie nicht alleine sind im Kampf gegen den Hunger, dass sie trotz allem Unbill nicht verlassen sind, dass sie nicht vergessen werden – und das ist moralisch von unschätzbarem Wert!!

Damaskus | Nachhaltigkeit? Garantiert!

Katastrophenhilfe, Nothilfe, humanitäre Hilfe oder Entwicklungshilfe sind oft Gratwanderungen: wie sinnvoll ist diese Hilfe? Wie wertvoll ist sie für den Empfänger? Wie verändert es seine Situation? Wie nachhaltig ist sie, diese Hilfe?

Schon als wir 2012 anfingen mit unserer Arbeit, damals noch ausschließlich in Damaskus, haben wir uns darüber sehr viele Gedanken gemacht und haben uns über jeden einzelnen Euro, den wir von unseren Unterstützerinnen und Unterstützern erhalten haben, Gedanken gemacht wie wir ihn am Sinnvollsten einsetzen können. So, dass dieser Euro auch wirklich die maximale Unterstützung darstellt für die Hilfeempfänger.

Heute, mit mehr als 8 Jahren Erfahrung, sind Lebensmittelhilfe, Unterbringung von Bedürftigen in Wohnungen, medizinische Unterstützung uvm. weiterhin sehr wichtige Bestandteile unserer Arbeit und im Wortsinn überlebenswichtig. Schon sehr lange aber betreiben wir unterschiedlichste Ausbildungs-, Fortbildungs- und Bildungsprojekte in Syrien, im Libanon und in der Türkei.

Darunter sind auch scheinbar „kleine“ Projekte, die aber für jeden Einzelnen in diesen Projekten große Auswirkungen haben: seit 2017 unterstützen wir beispielsweise junge Menschen in Damaskus bei der Ausbildung, beim Schulabschluss oder beim Studium mit monatlichen Geldbeträgen – aktuell sind es 65 junge Frauen und Männer, es waren aber auch schon über 100 (als wir mehr finanzielle Mittel dafür übrig hatten als heute).

Dank dieses Projektes konnten in den letzten 3 Jahren 25 junge Erwachsene ihr Studium beenden und in den Arbeitsmarkt gehen. 4 von ihnen wurden Ärzte. Natürlich schaffen es nicht alle, es sind Menschen. Aber es ist beeindruckend zu sehen, wie viele von ihnen sich den Bedingungen, die das Leben in Syrien mit sich bringt, stellen und allem Unbill zum Trotz unbeirrt ihren Weg in Richtung Zukunft gehen.

Und manchmal, in besonders stillen Momenten, ist es uns, als wären diese jungen Menschen unsere eigenen Kinder. Dann (und nicht nur dann!) freuen wir uns sehr darüber, dass wir ihren Lebensweg so nachhaltig verändern durften!!

Idlib / Nordwestsyrien | Warme Mahlzeiten, Brot und Obst

Auch weiterhin verteilen wir fast täglich frisch gekochte warme Mahlzeiten inkl. einem Bund Brot an circa 2.000 Menschen – die Hitze macht das nicht einfacher, manchmal haben wir trotz strengster Hygiene Sorge, dass die Mahlzeiten auf dem Weg in die Lager verderben und die Empfänger erkranken. Daher starten wir schon sehr früh am Tag, wenn es noch kühler ist – und bringen, bedingt durch Corona, immer noch jede einzelne Mahlzeit direkt an die „Zelttür“!

Seit einigen Wochen geben wir zudem zweimal in der Woche ein „Bonbon“ obendrauf: einmal 300gr Datteln, einmal ein Pfund Äpfel – immer im Wechsel, immer in regelmäßigen Wiederholungen.

Die Familien warten oft schon sehnsüchtig auf unsere Helferinnen und Helfer: auch mangels Aufbewahrungsmöglichkeit werden die Mahlzeiten umgehend verspeist, übrig bleibt höchstens etwas Brot für den Tag!

Damaskus | Verteilung von Carepaketen für September 2020

Damaskus – einst sorgte das bloße Aussprechen des Namens dieser uralten Stadt für herzerwärmende Emotionen, rief Erinnerungen hervor an einzigartige Plätze und Begegnungen, Gerüche und Genüsse. Eines Tages wird das sicher wieder so sein, diese Stadt hat schon viel Freud und Leid kommen sehen. Heute aber ist es nicht der Fall: Not und Elend wohnen heute zwischen den Mauern der Stadt, der Mangel an Nahrung, allem Denkbaren für das tägliche Leben und nun auch noch an ausreichend Sauerstoffflaschen zur Versorgung der an Corona Erkrankten bestimmt den Alltag der Damaszenerinnen und Damaszener.

Heute erzeugt das Aussprechen von „Damaskus“ vor allem Seufzen und Sorge – und doch auch ein wenig Freude darüber, dass wir es irgendwie immer noch schaffen, 280 Familien inmitten dieser zerbrochenen Stadt mit Lebensmittelpaketen zu versorgen. Pakete mit Grundnahrungsmitteln, die den ärgsten Hunger der Familien stillen und ihnen auch Beistand, Hoffnung und Rückhalt sind!

Für September 2020 konnten wir diese Inhalte einpacken und an die Familien ausgeben:

3 kg Reis, 3 kg Nudeln, 3 kg Zucker, 1 kg Butterreinfett, 1 l Olivenöl, 1 l Speiseöl, 1 kg Mehl, 1 kg Linsen, 1 kg Suppenlinsen, 850 g Mortadella/Dosenwurst, 500g Zaatar, 300 g Schmelzkäse, 600 g Marmelade, 500 g Tee, 600 g Halawa

Freud‘ und Leid liegen sehr nah beieinander in diesen Tagen von Damaskus!

Beirut | Hafen-Explosion

Wir leben in einer schnelllebigen Zeit: brauchten Nachrichten von weltweiter Bedeutung oder von Katastrophen Anfang des 19. Jahrhunderts noch viele Wochen, bis sie in der Welt verbreitet waren, dauert es heute im Zeitalter der Digitalisierung oft nur Sekunden. Doch genauso schnell, wie Internetblasen sich aufblähen und Hashtags „trenden“, verschwinden viele dieser eigentlich beachtenswerten Nachrichten hinterm Horizont. Dort geht es zwar weiter – oft aber ohne Beachtung der Weltöffentlichkeit.

So aktuell zu sehen in Beirut: immer noch brauchen unzählige Menschen dort Hilfe, immer noch sind Hunderttausende obdachlos und leiden an den Folgen der Explosion im Hafen von Beirut. Das ist etwas aus dem Blickfeld geraten, sicher auch den besonderen Bedingungen in diesem Land geschuldet und vielen anderen Dingen, die gerade weltweit vonstattengehen. Diese Erkenntnis ist nicht neu, sie gehört mehr oder weniger zu unserem Alltag.

Ungeachtet dessen haben wir in den letzten drei Wochen alles in unserer bescheidenen Macht Stehende unternommen, um vor allem den Familien, die im Hafen gearbeitet haben und Schlimmes durchlebt haben, beizustehen mit Lebensmittelhilfe, Bargeldbeträgen zur Begleichung von Schäden, warmen Mahlzeiten, Kleidung, „Nachbarschaftshilfe“, Aufräum- und Reparatur-Teams, seelischer und moralischer Unterstützung.

Wir haben damit mehrere Tausend Menschen erreicht, aber natürlich ist diese Katastrophe und sind die Kräfte im Land viel zu mächtig für uns; auch haben wir deutlich mehr Geld ausgegeben als wir für dieses erneute Sonderprojekt erhalten haben. Daher haben wir, auch in Verantwortung für die begrenzten Kräfte unserer sich aufopfernden Helferinnen und Helfer und in Verantwortung für die Sicherung unserer anderen Projekte beschlossen, die Hilfe zu reduzieren.

Wir kochen in unserem Zentrum für syrische Flüchtlingsfrauen weiterhin warme Mahlzeiten und geben sie an Bedürftige aus, haben in unserer Näherei dort gerade erst 1.500 Schlafanzüge für Kinder genäht und verteilen sie an die Familien der am stärksten betroffenen Stadtviertel, strecken weiterhin unsere Fühler und Hände aus um Hilfe zu leisten.

Unser Beitrag der letzten Wochen ist und war sehr wichtig, das wissen wir aus vielen Rückmeldungen und Beobachtungen. Und wir sind weit davon entfernt zu resignieren! Aber auch wir müssen haushalten, tragen Verantwortung für so viele Menschen – und werden trotzdem und (!) deswegen immer weiter und weiter machen!

Wir danken all unseren Unterstützerinnen und Unterstützern von Herzen, dass wir das nun schon seit über 8 Jahren sagen – und ausführen – dürfen!!

Istanbul | Zentrum für Spezial-Bedürfnisse trotzt Corona!

Auch in der Türkei herrschen strenge Vorschriften zur Bekämpfung von Corona, Schulen und Bildungseinrichtungen sind geschlossen oder nur sehr limitiert geöffnet.

Die Folgen für den „normalen“ Bildungsbetrieb sind oft beschrieben und beklagt worden, die Bedeutung dieser Schließung aber für Menschen mit Spezial-Bedürfnissen, also für Menschen mit geistigen, körperlichen oder mehrfachen Behinderungen, sind ebenfalls höchst beklagenswert: ein Unterbrechen oder Aussetzen der Betreuung wirft die Betreuten oft um Monate zurück, manchmal führt es gerade bei denen, die zudem noch Fluchterfahrungen haben, zu Störungen in der Entwicklung und schlimmen Rückfällen!

Das Team unseres Zentrums für Spezial-Bedürfnisse in Istanbul war und ist sich dieser Gefahr von Anfang an bewusst und hat sich mit allem Verfügbarem dagegen gestemmt. Und mit viel Einsatz, Ideenreichtum und hohem Engagement individuelle Betreuungspläne ausgearbeitet um kein einziges Kind, keinen einzigen „Patienten“ zu „verlieren“.

Vieles davon läuft digital ab, dabei entstehen auch schöne Momente wie dieser Screenshot aus einer „WhatsApp-Live-Betreuung“ zeigt. Zwischenzeitlich können aber auch wieder Einzelbetreuungen in unserem Zentrum stattfinden, unter Einhaltung aller Corona-Vorschriften. Und unsere Physiotherapeuten besuchen die, die ihre Hilfe brauchen, zuhause und arbeiten dort mit ihnen.

Diese Menschen brauchen unsere Hilfe, viele von ihnen sind erstmals in ihrem Leben in Betreuung, die Erfolge der Betreuungsarbeit dürfen unter keinen Umständen in Gefahr gebracht werden. Und wir sind uns sicher: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!

Idlib / Nordwestsyrien | Schule = Zukunft!

Auch in den Lagern Nordwestsyriens, entlang der türkisch-syrischen Grenze, sind die wenigen Schulen aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Trotzdem unterrichten wir weiter: in speziell eingerichteten „Online-Klassenräumen“ wird ganz normaler Unterricht gegeben; die Schülerinnen und Schüler können (und müssen, ihre Anwesenheit wird kontrolliert) live per e-Meeting teilnehmen und zudem mit dem Lehrer in Kontakt treten. Wenn jemand über kein Endgerät verfügt treffen sich maximal 2 Personen und nehmen zusammen am Unterricht teil. Und die Lehrer stehen neben dem Unterricht etwa 15 Stunden am Tag für Fragen aller Art per WhatsApp zur Verfügung.

Es ist keineswegs einfach, in oft überfüllten Unterkünften, die voller Leben sind, am Online-Unterricht teilzunehmen, richtig zufrieden ist natürlich niemand mit dieser Situation. Aber es ist immer noch die beste Lösung für die Schülerinnen und Schüler: nur so haben sie weiterhin Zugang zu Bildung und damit erheblich bessere Chancen auf Zukunft!!

Für 268 Schülerinnen und Schüler hat diese Zukunft gestern schon begonnen, denn da wurden die Abschlusszeugnisse für das vergangene Schuljahr ausgegeben: von 390 Abschlussklässlern wurden 290 zur Prüfung zugelassen. Ganze 42 von ihnen haben über 231 Punkte erzielt – bei einer maximalen Punktzahl von 240! Weitere 85 Schülerinnen und Schüler haben mehr als 200 Punkte erreicht. Leider sind auch 22 durchgefallen, doch sie werden im September zur Nachprüfung zugelassen.

Betrachtet man die besondere Situation in den Lagern dieser Region, die Fluchterfahrungen aller Beteiligten, die Zustände in den Unterkünften, die Lernvoraussetzungen und alle Ereignisse der letzten Monate, dann ist klar, wieviel Mühe von beiden Seiten – Lehrende und Lernende – in diesem Erfolg steckt. Und welcher Überlebenswille (man kann es nicht anders nennen!) sie alle antreibt.

Es geht um nichts weniger als um die Chance auf Zukunft für diese jungen Frauen und Männer – und wir sind wirklich stolz auf ihre Leistungen und sehr glücklich, ihnen diese Chance mit unserer Schule geben zu dürfen!