Beirut | Hafen-Explosion

Wir leben in einer schnelllebigen Zeit: brauchten Nachrichten von weltweiter Bedeutung oder von Katastrophen Anfang des 19. Jahrhunderts noch viele Wochen, bis sie in der Welt verbreitet waren, dauert es heute im Zeitalter der Digitalisierung oft nur Sekunden. Doch genauso schnell, wie Internetblasen sich aufblähen und Hashtags „trenden“, verschwinden viele dieser eigentlich beachtenswerten Nachrichten hinterm Horizont. Dort geht es zwar weiter – oft aber ohne Beachtung der Weltöffentlichkeit.

So aktuell zu sehen in Beirut: immer noch brauchen unzählige Menschen dort Hilfe, immer noch sind Hunderttausende obdachlos und leiden an den Folgen der Explosion im Hafen von Beirut. Das ist etwas aus dem Blickfeld geraten, sicher auch den besonderen Bedingungen in diesem Land geschuldet und vielen anderen Dingen, die gerade weltweit vonstattengehen. Diese Erkenntnis ist nicht neu, sie gehört mehr oder weniger zu unserem Alltag.

Ungeachtet dessen haben wir in den letzten drei Wochen alles in unserer bescheidenen Macht Stehende unternommen, um vor allem den Familien, die im Hafen gearbeitet haben und Schlimmes durchlebt haben, beizustehen mit Lebensmittelhilfe, Bargeldbeträgen zur Begleichung von Schäden, warmen Mahlzeiten, Kleidung, „Nachbarschaftshilfe“, Aufräum- und Reparatur-Teams, seelischer und moralischer Unterstützung.

Wir haben damit mehrere Tausend Menschen erreicht, aber natürlich ist diese Katastrophe und sind die Kräfte im Land viel zu mächtig für uns; auch haben wir deutlich mehr Geld ausgegeben als wir für dieses erneute Sonderprojekt erhalten haben. Daher haben wir, auch in Verantwortung für die begrenzten Kräfte unserer sich aufopfernden Helferinnen und Helfer und in Verantwortung für die Sicherung unserer anderen Projekte beschlossen, die Hilfe zu reduzieren.

Wir kochen in unserem Zentrum für syrische Flüchtlingsfrauen weiterhin warme Mahlzeiten und geben sie an Bedürftige aus, haben in unserer Näherei dort gerade erst 1.500 Schlafanzüge für Kinder genäht und verteilen sie an die Familien der am stärksten betroffenen Stadtviertel, strecken weiterhin unsere Fühler und Hände aus um Hilfe zu leisten.

Unser Beitrag der letzten Wochen ist und war sehr wichtig, das wissen wir aus vielen Rückmeldungen und Beobachtungen. Und wir sind weit davon entfernt zu resignieren! Aber auch wir müssen haushalten, tragen Verantwortung für so viele Menschen – und werden trotzdem und (!) deswegen immer weiter und weiter machen!

Wir danken all unseren Unterstützerinnen und Unterstützern von Herzen, dass wir das nun schon seit über 8 Jahren sagen – und ausführen – dürfen!!

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