Zentrum für Spezialbedürfnisse in Damaskus (bis Herbst 2016)

Beim Versuch dieses Projektes zu beschreiben öffnet sich sich uns ein Raum voller Erinnerungen, die beim Öffnen dieses Raumes alle auf einen hereinprasseln, da sie bis zur Decke reichen!

Einem unserer Projektleiter in Damaskus war es ein wichtiges Anliegen, sich um die Schwächsten der Gesellschaft zu kümmern: Menschen mit körperlichen und / oder geistigen Behinderungen, also Menschen mit Spezialbedürfnissen. Er hatte sich vorgenommen, sie vom Rand in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, an ihrem Selbstbewusstsein zu arbeiten und Vorurteile zu überwinden. Gemeinsam mit einem seiner besten Freunde, der selbst körperbehindert war und vor Mut und Ideenreichtum nur so sprühte und mit der Unterstützung vieler Gleichgesinnter gelang es ihnen, im Herbst 2014 ein Zentrum für Spezialbedürfnisse aufzubauen!

Und was für ein Zentrum das war: angefangen von der Betreuung behinderter Menschen jeder Altersgruppe in ganz unterschiedlichen, stets an ihre Bedürfnisse angepassten Betreuungs- und Therapieformen hin zu Beschulung über Spiel- und Bastelgruppen, Sportangebote, Versorgung Bettlägeriger mit Windeln, Herausholen Einsamer aus ihren Behausungen (aus denen sie sich aufgrund ihrer Körperbehinderung nicht eigenständig bewegen konnten), Einrichten eines inklusiven Lebensmittelgeschäftes, Krankengymnastik und Physiotherapie, Einrichten und Betrieb einer orthopädischen Schuhwerkstatt bis hin zum Aufbau und Betrieb einer Werkstatt für Gehhilfen, Prothesen und Rollstühle – allesamt Eigenentwicklungen und allesamt komplett selbst hergestellt.

Dieses Zentrum hatte enormen Einfluss auf das Wohlergehen vieler Menschen mit ganz speziellen Bedürfnissen. Und es gelang tatsächlich, sie in die Mitte ihrer Gesellschaft zu bringen. Die Akzeptanz und Unterstützung für dieses Projekt waren zu jeder Zeit überwältigend.

Und auch wenn es im Oktober 2016 im Bombenhagel unterging, so lebt es auch heute noch weiter. In unseren Erinnerungen. Und in veränderter Form an anderer Stelle. In Istanbul!

Fertigung von Winterdecken und Winterjacken

Die Winter in Syrien sind zwar kürzer als hierzulande aber nicht minder kalt. Erst recht für die, die mit leeren Händen aus ihrem Heim geflohen sind und nun innerhalb Syriens heimatlos geworden sind.

Schon im Winter 2012 / 2013 haben wir daher Winterdecken verteilt – und schon damals haben wir lieber produziert als zu kaufen: so konnten wir auch billige Stoffreste verwerten und gaben zudem Näher:innen und Schneider:innen die Möglichkeit, etwas zu verdienen – der perfekte Kreislauf! Alles, wirklich alles was wir bekamen wurde zu Decken umgearbeitet, jeden Winter. Und nie war es leicht, das richtige Material zu finden geschweige denn es ohne Aufsehen zu erregen zu transportieren.

Ganz sicher Aufsehen erregte dann aber der LKW, der im Herbst 2015 durch die Straßen zog, vollbeladen mit wärmendem Futter für Winterdecken! Wir bauten damals eine eigene Näh- und Schneiderwerkstatt auf und fertigten weit über 2.000 Decken! Gleichzeitig dazu führten wir eine umfangreiche Bedarfsanalyse bei allen Familien und Flüchtlingsunterkünften im Stadtviertel durch, erst danach fingen wir an mit der Verteilung. Und zwar zu Fuß, mit dem Auto, mit jedem mobilen Vehikel das sich uns bot – alles wurde voll beladen bis zum Rand und zu denen gebracht, die froren vor Kälte!

Die Freude aller Beteiligten über dieses Projekt ist bis heute unvergessen! Im darauffolgenden Winter fertigten wir Übrigens aus den verbliebenen Füllmaterial circa 1.500 Winterjacken und verteilten sie an Kinder jeden Alters. Für uns unvergessen. Und sicher auch für viele dieser Kinder.

Regelmäßige Verteilung von Kleidung und Schuhen in Damaskus

Seit Beginn unserer Tätigkeit im Jahr 2012 zählte auch die Verteilung von Kleidung und Schuhen zu den priorisierten Aufgaben, die wir bis 2017 wiederkehrend wahrnehmen durften. Denn die Familien flüchteten nur mit dem, was sie am leib trugen. Oder, wie damals eine der Frauen trotz ihrer Notsituation scherzend sagte: „Man denkt beim Flüchten nicht daran, etwas mitzunehmen. Man flüchtet.“

Am Anfang geschah das noch eher unstrukturiert und folgte dem Zufall. Unsere Helferinnen und Helfer hatten fast immer gesammelte Kleidungsstücke im Auto – man wusste ja nie, wem man begegnete der Hilfe benötigte! Schon bald brachten wir das in Formen und fingen an, Kleidung bei Freunden zu sammeln und sie nach Größen zu sortieren, bald danach begannen wir bei Second-Hand-Läden oder in Großmärkten einzukaufen und ein Lager anzulegen.

Schon 2013 planten wir saisonale Verteilungsaktionen, einmal im Winter, einmal im Sommer. Und zum Zuckerfest. Immer wurde es emotional, vor allem die Kinder konnten ihre ursprüngliche Freude über neue Kleidungsstücke oft nicht verbergen. Aber das sollten sie auch nicht: wir organisierten es vielmehr häufig so, dass es auch für sie ein Erlebnis war, ein eigenes Aussuchen und Anprobieren der Kleidungsstücke war uns wichtig. Tausende von Kleidungsstücken, angefangen bei Stramplern, Unterwäsche und Strümpfen über T-Shirts, Hosen, Pullover, Kleider und Hemden bis hin zu Jacken, Mützen und Schals fanden im Laufe der Jahre neue und stolze Besitzer. 2016 haben wir sogar selber en gros Decken und Winterjacken produziert, das aber ist eine andere Geschichte.

Auch eine ganz eigene Geschichte war die Ausgabe von schlussendlich 226 Gutscheinen für Wintermäntel an Frauen: dafür hatten wir mit dem Inhaber eines angesehenen Geschäftes eine Sondervereinbarung getroffen und luden die Frauen einzeln ein, sich selbst einen Wintermantel auszuwählen. Inklusive Anprobe. Eine von ihnen vermutete gar die „Versteckte Kamera“. Und bat uns, damit aufzuhören und sie bitte nicht hinters Licht zu führen. Sie glaubte schlichtweg nicht, dass der Mantel wirklich ihr gehören sollte!

Heute können wir dieses Projekt vor allem aus finanziellen Gründen nicht mehr fortführen.

Aufbau und Betrieb einer Geflügelzucht– Eier und Fleisch für Selbstversorger und Arbeitsplätze

In Zeiten von Belagerungen, Kämpfen und Bombardements wurde die Selbstversorgung immer wichtiger. Abgesehen davon, dass eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln immer seltener wurde so konnte auch die Suche nach ihnen tödlich enden. Irgendwo war immer Krieg.

Also begannen wir mit mehreren Selbstversorgungs-Projekten, eines davon war der Aufbau einer veritablen Geflügelzucht im Frühjahr 2014. Angefangen haben wir mit dem Ankauf von Küken um die großzuziehen und dann, ausgewachsen und Eier legend, an Familien auszugeben zur Selbstversorgung mit Eiern und evtl. auch Fleisch. Bald darauf aber wuchs das Projekt, wir stellten Arbeiter ein (die dadurch auch in Lohn und Brot kamen), beschafften eine Tonne Hühnerfutter (und waren damit unabhängig von beschaffungsdruck und Frontverläufen) und wurden zu richtigen Geflügelzüchtern.

Je nach Notlage der Familien verschenkten wir Eier und Fleisch oder verkauften es zum Selbstkostenpreis, ebenso verkauften oder verschenkten wir die ausgewachsenen Hühner wodurch viele Familien selbst zu Selbstversorgern werden konnten. Vor allem für die damals schon mangelernährten Kinder war die Versorgung mit Eiweiß extrem wertvoll.

Aber auch die Arbeit an diesem Projekt war äußerst wertvoll. Manche unserer Helferinnen und Helfer fanden einen neuen Sinn im Leben, erwachten aus der Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit. Fanden Kraft darin, sich selbst und anderen zu helfen. Ähnlich erging es denen, die diese Hilfe erhielten. Sie merkten, sie waren nicht allein in ihrer Hilflosigkeit.

Diese Erfahrung haben wir mit so vielen unserer Projekte gemacht – humanitäre Hilfe für Syrien ist so viel mehr als „nur“ das Schaffen von Projekten um Menschen in häufig extremen Notsituationen beizustehen. Oftmals erzielten wir die größte Nachhaltigkeit durch unsere eigene Art der Herangehensweise, durch Einbinden aller, durch Schaffen von Kreisläufen. Auch durch Hilfe mit Anstand und Würde. Mit großem Respekt vor denen in Not. Und vor denen, die diese tägliche Arbeit in den Projekten mit viel Herz und Engagement ausführen.

Irgendwann 2016 mussten wir dieses Projekt aufgeben, verteilten aber alle Brutkästen, Hühner, Küken und manches mehr an die Familien in der Umgebung. Und glauben fest daran, dass noch heute manche Erben dieser Hühner Eier legen!

Verteilung warmer Mahlzeiten in den Flüchtlingslagern Nordwestsyriens / Region Idlib (2017 bis März 2021)

Neun von Zehn Syrerinnen und Syrer leben unterhalb der Armutsgrenze. Unterhalb der syrischen Armutsgrenze. Und deutlich über 12 Millionen Menschen (12.4 Millionen laut einer OCHA-Mitteilung von Ende Februar 2021) innerhalb Syriens leiden an Hunger, Mangelernährung und sind auf „Nahrungsmittelhilfe“ angewiesen. Unvorstellbare Zahlen, schon beim Lesen. Das tägliche Leben inmitten dieser Not ist noch unvorstellbarer. Und doch erleben wir es ständig.

Besonders hart trifft es die Region Nordwestsyrien, in der etwa 4 Millionen Menschen leben; 2.7 Millionen von ihnen sind sogenannte Binnenflüchtlinge. Oftmals mehrfach Vertriebene, die in einfachsten Behausungen ihr Dasein fristen – etwa 1.5 Millionen sogar in trostlosen Zelten, unter Planen, meist auf offenem Boden. Den Jahreszeiten ausgesetzt, in ihrer Armut gefangen, ständig auf der Suche nach Essbarem, Kleidung, Wasser und so vielem mehr.

Genau dort ist auch ein Teil unseres Teams gelandet, im Herbst 2016. Ebenfalls binnenvertrieben wussten sie woran es mangelt, hatten aber viele Jahre Erfahrung gesammelt beim Aufbau und Betrieb von Hilfsprojekten. Und wussten, sie sind nicht allein. Weil wir wussten, wir sind nicht allein: wir haben hier Menschen, die uns unterstützen in unseren Bemühungen, den Menschen dort zu helfen! Dieses Wissen um Rückhalt hat uns stets geholfen und hilft uns immer noch, scheinbar aussichtslose Situationen zu meistern, das Licht am Horizont zu sehen und uns den anstehenden Aufgaben mit allen zur Verfügung stehenden Kräften entgegen zu treten. Das Wort „Danke“ ist dafür nicht genug!

Also begannen wir – neben vielen anderen Projekten – auch hier die Bedarfe zu ermitteln und erkannten die Not nach Nahrung, die schon damals für die vielen Neuankömmlinge mit das Wichtigste war: denn neben der Armut, die verhinderte das sich die Lagerbewohner ausreichend mit Essen versorgen konnten, fehlte es schlichtweg vielen an Kochgelegenheiten. Kaum jemand hatte einen Ofen oder eine Kochstelle zur Verfügung! Ganz zu schweigen von Kochgeschirr oder ausreichend Brennmaterial.

Anfang 2017 bauten wir also erst einige, später dann insgesamt zehn Garküchen auf. Reanimierten eine stillgelegte Bäckerei. Und brachten bis März 2021 seither fertig gekochte, in Mehrweggeschirr portionierte warme Mahlzeiten inkl. Brot in die entlegensten Winkel Nordwestsyriens, dorthin wo niemand sonst Hilfe hinbringt (wobei sowieso kaum internationale Hilfe sichtbar ist in dieser fast vergessenen Region! Gemäß offiziellen Angaben sind wir aktuell sogar nur eine von zwei Organisationen, die überhaupt warme Mahlzeiten in diesen Lagern verteilt). Vor Corona durch Sammelausgabe an zentralen Stellen des Lagers, seit Corona durch einen viel intensiveren Bringdienst bis an die „Tür“ der Zelte und Behausungen. Und so haben über 1.000.000 Menschen eine warme Mahlzeit von uns erhalten.

Auch diese Zahl ist unvorstellbar. Aber sie macht uns weit glücklicher als die oben genannten Zahlen!

Anbau und Verteilung von Gemüse, Kräutern und Pflanzkisten – Hilfe zur Selbsthilfe

Auch dieses Projekt folgt einem unserer Grundsätze: den Menschen in Not die Möglichkeit der Selbstversorgung zu geben, Autarkie zu ermöglichen, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Und irgendwie ist es bei solchen Projekten dann immer so, dass sie auch nach innen wirken. Wir alle, auch alle Helferinnen und Helfern profitieren auch von der gelungenen Umsetzung, denn wir sehen, was wir bewirken können, wenn wir gemeinsam eine Sache angehen, schöpfen daraus neue Freude und Zielsetzungen und zehren noch lange von den Erinnerungen an all die Folgen unserer Arbeit.

Diese Projekte sind oft kräftezehrend. Im Rückblick aber immer Kräfte-Spender!

Diese von uns nur „Pflanzen-Projekt“ genannte Hilfe zur Selbsthilfe sollte ebenfalls den Mangel an Lebensmitteln beseitigen und zugleich die Gefahren bei der Beschaffung des „täglichen Brots“ reduzieren. Es war im Frühjahr 2014, als wir damit begannen, aus Samen und Setzlingen Gemüsepflanzen, Obststräucher und Kräuter zu ziehen. Ziel war es, zum einen diese Pflanzen zu verkaufen und das Projekt zumindest teilweise finanziell zu tragen, vor allem aber und vorrangig ging es darum, den Menschen die Möglichkeit zu geben, frisches, vitaminreiches Obst und Gemüse zu erhalten um der Mangelernährung entgegen zu treten. Dazu schufen wir Arbeitsplätze, ein nicht zu unterschätzender Wert angesichts grassierender Erwerbslosigkeit mit allen bekannten Folgen!

Mit schwerem Gerät wurde damals Erde gesiebt, mit Dünger und Humus versetzt und in Pflanzkisten gefüllt. Im Anschluss pflanzten wir darin Setzlinge oder säten Samen aus, wässerten und pflegten die Pflanzen bis zu einer gewissen Größe und brachten diese Pflanzkisten dann zu den Familien, immer ein Sortiment unterschiedlicher Kräuter und Gemüsesorten. Die Familien, die Gärten hatten, bekamen direkt die Setzlinge und Sämereien. All das wiederholten wir im Jahreszyklus. Sämtliche Empfänger wurden währenddessen immer wieder betreut, bei Bedarf im Umgang mit den Pflanzen geschult und beraten. Schlussendlich konnten wir so mehr als 40.000 Pflanzkisten verteilen!

Gegen Ende des Projektes im Jahr 2016 hatten wir sogar an mehreren Stellen eigene Gärten angelegt um Bedürftigen die Möglichkeit zu geben, sich an den Früchten dieser Gärten zu bedienen. Sie kamen so, als ob sie auf einen Markt gingen. Wurden bei der Auswahl begleitet und beraten, es wurden Kochrezepte ausgetauscht. „Hamsterkäufe“ waren selbstverständlich verpönt, denn jeder Einzelne achtete zurückhaltend darauf, dass möglichst viele von den Erträgen dieser Pflanzen profitieren konnte.

Bei diesen Projekten kommt es zu vielfältigen Begegnungen und Erlebnissen, dieses ist uns unvergessen: Es muss im Jahr 2015 gewesen sein, als einer unserer Helfer wieder einmal seine Tour machte um die zu besuchen, die Pflanzen erhalten hatten. Dabei wollte er auch Fotos machen für unsere interne Dokumentation und fragte natürlich vorher die neuen Eigentümer der Pflanzen um Erlaubnis. Einer von ihnen, ein alter Mann, fragte ihn nach dem Grund der Fotos und unser Helfer berichtete von unserer Arbeit und sagte zu ihm: „Um zu zeigen, dass Syrien noch lebt“.

Der alte Mann schwieg kurz und bat ihn Folgendes auszurichten: „Sag ihnen, dass dies Fotos aus Syrien sind. Syrien wird auf keinen Fall sterben! Syrien hat so viele schwere Zeiten erlebt in seiner Geschichte, lebt immer noch und wird immer weiterleben!“. Unser Helfer bedankte sich und antwortete: „Danke, Du hast mir Hoffnung gegeben.“ Da lachte der alte Mann und erwiderte: „Wir geben Hoffnung, Ihr schenkt uns Leben.“

Unterstützung von Waisenkindern in Damaskus

Es fing früh an, sicher schon 2012: jeden Tag wurden in den Waisenhäusern Kinder „abgegeben“, wenige Tage alte Säuglinge, Babys, kleine Kinder und fast schon Jugendliche – sie kamen aus allen Orten und waren plötzlich auf sich allein gestellt. Teils gingen sie auf der Flucht verloren, teils sind ihre Eltern verschollen, teils haben sie erlebt wie ihre Eltern ums Leben gekommen sind. Die Kinderheime und Waisenhäuser waren sehr bald übervoll mit solchen Kindern, die schlimme Erlebnisse zu verarbeiten hatten. Daraus folgte, dass sich kaum noch jemand richtig um diese Kinder kümmerte, es waren einfach zu viele!

Also fingen wir an, sie mit Kleidung zu versorgen, auch mit Schuhen, ihnen zu helfen bei medizinischen Problemen, im Winter Jacken, für den Sommer schöne Kleider für die Mädchen und schöne Hosen für die Jungs. Auch haben wir ihnen Schulmaterialen beschafft und die Kosten für Schuluniformen (in Syrien obligatorisch) übernommen, so konnten sie weiter in die Schule gehen. Auch Malsachen und Bastelmaterial, T-Shirts, Jeans, Strampler und Bodies, Windeln uvm. haben wir in die Waisenhäuser gebracht.

Für ein ganzes Jahr lang (September 2014 bis August 2015) konnten wir sogar für etwa 100 Waisenkinder eine Art Patenschaft übernehmen, sie monatlich finanziell unterstützen und mit allem Nötigen versorgen was innerhalb dieses Jahres eben nötig war. Dazu hatten wir penibel Listen angefertigt und Bedarfe ermittelt, eigene Betreuer kümmerten sich intensiv um die Kinder und halfen ihnen dabei, einen neuen Weg zu finden im Leben.

Heute ist dieses Projekt aufgrund von Zerstörung und Fluchtbewegungen Vergangenheit, aber es hat bei den Kindern wie bei unseren Helferinnen und Helfern Spuren hinterlassen. Und wir sind sehr froh, dass wir diese Hilfe leisten durften.

Hepatitis-Bekämpfung in Damaskus (2015)

Im März 2015 breitete sich in Damaskus schlagartig Hepatitis aus – schon damals hatte weniger als die Hälfte der Syrerinnen und Syrer Zugang zu (einigermaßen) sauberem Wasser und den üblichen sanitären Einrichtungen. Auch deswegen konnte sich Hepatitis rasant ausbreiten.

Die Sorge war groß, dass die Krankheit sich vor allem über Schulen, Märkte, Moscheen und andere Begegnungsstätten noch weiter ausbreitete und unbeherrschbar wurde. Um das zu verhindern haben wir einen einfachen Desinfektionsmittel-Spender entworfen und circa 30 Stück davon an öffentlichen Gebäuden und in den Schulen aufgestellt. Die Schulklassen eingewiesen und alle Spender täglich kontrolliert, bei Bedarf repariert und neu befüllt.

Auch an der Aufklärung gearbeitet und bspw. über 1000 Plakate und Handzettel mit Informationen über die Krankheit verteilt und wie man sich vor ihr schützen kann. Haben geholfen, unter anderem öffentliche Toiletten und Wohnheime für Binnenflüchtlinge uvm. zu desinfizieren. Insgesamt haben etwa 7.000 Menschen dauerhaft von dieser Aktion profitieren können. Und die Ausbreitung der Krankheit konnte so signifikant und stark abgebremst werden!

Im Jahr 2020 haben wir übrigens von dieser Erfahrung profitiert: mit den Bauplänen aus dem März 2015 haben wir im Kampf gegen Corona sehr schnell in unseren Projekten in Beirut, Istanbul und in den Lagern Nordwestsyriens genau die gleichen Desinfektionsmittel-Spender gebaut und aufgestellt…

Winterhilfe – Wärme gegen Kälte | Heizstrahler

Immer wieder haben wir in den vergangenen Jahren während der kalten Jahreszeit spezielle „Winterisierungs-Projekte“ durchgeführt. Denn, und das scheint für viele immer wieder überraschend zu sein, auch in Syrien gibt es Winter und auch in Syrien sind diese Winter nasskalt. Auch wenn die kalte Jahreszeit kürzer ausfällt so kann sie durchaus unangenehm werden. Erst recht, da die Häuser nicht dafür gebaut sind, erst recht nicht die sehr einfachen Unterbringungen der Binnenflüchtlinge, ganz zu schweigen von den Lagern im Nordwesten des Landes.

Gegen Kälte helfen sich die Syrerinnen und Syrer traditionell mit warmer Kleidung und Decken, die man zu Hause um den Körper wickelt. Geheizt wird mit kleinen Holz, Öl- oder Gasöfen, Zentralheizung ist quasi unbekannt. Im Winter 2016/2017 herrschte wieder einmal Mangel an Öl und Gas, also haben wir uns kurzfristig entschieden, etwa 60 Heizstrahler zu beschaffen und so in Damaskus wenigstens 60 Familien zu versorgen, die Stromversorgung hatten (wenn diese denn mal funktionierte).

So konnten wir, neben anderen „Winterisierungs-Projekten“ in diesem Winter (wie beispielsweise die Verteilung von Kleidung, Schuhen und selbst hergestellten Decken) für ein wenig Wärme sorgen – heute noch erinnern wir uns an die Freude der Familien, die froh waren der Kälte etwas entgegen stellen zu können.