Regelmäßige Verteilung von Kleidung und Schuhen in Damaskus

Seit Beginn unserer Tätigkeit im Jahr 2012 zählte auch die Verteilung von Kleidung und Schuhen zu den priorisierten Aufgaben, die wir bis 2017 wiederkehrend wahrnehmen durften. Denn die Familien flüchteten nur mit dem, was sie am leib trugen. Oder, wie damals eine der Frauen trotz ihrer Notsituation scherzend sagte: „Man denkt beim Flüchten nicht daran, etwas mitzunehmen. Man flüchtet.“

Am Anfang geschah das noch eher unstrukturiert und folgte dem Zufall. Unsere Helferinnen und Helfer hatten fast immer gesammelte Kleidungsstücke im Auto – man wusste ja nie, wem man begegnete der Hilfe benötigte! Schon bald brachten wir das in Formen und fingen an, Kleidung bei Freunden zu sammeln und sie nach Größen zu sortieren, bald danach begannen wir bei Second-Hand-Läden oder in Großmärkten einzukaufen und ein Lager anzulegen.

Schon 2013 planten wir saisonale Verteilungsaktionen, einmal im Winter, einmal im Sommer. Und zum Zuckerfest. Immer wurde es emotional, vor allem die Kinder konnten ihre ursprüngliche Freude über neue Kleidungsstücke oft nicht verbergen. Aber das sollten sie auch nicht: wir organisierten es vielmehr häufig so, dass es auch für sie ein Erlebnis war, ein eigenes Aussuchen und Anprobieren der Kleidungsstücke war uns wichtig. Tausende von Kleidungsstücken, angefangen bei Stramplern, Unterwäsche und Strümpfen über T-Shirts, Hosen, Pullover, Kleider und Hemden bis hin zu Jacken, Mützen und Schals fanden im Laufe der Jahre neue und stolze Besitzer. 2016 haben wir sogar selber en gros Decken und Winterjacken produziert, das aber ist eine andere Geschichte.

Auch eine ganz eigene Geschichte war die Ausgabe von schlussendlich 226 Gutscheinen für Wintermäntel an Frauen: dafür hatten wir mit dem Inhaber eines angesehenen Geschäftes eine Sondervereinbarung getroffen und luden die Frauen einzeln ein, sich selbst einen Wintermantel auszuwählen. Inklusive Anprobe. Eine von ihnen vermutete gar die „Versteckte Kamera“. Und bat uns, damit aufzuhören und sie bitte nicht hinters Licht zu führen. Sie glaubte schlichtweg nicht, dass der Mantel wirklich ihr gehören sollte!

Heute können wir dieses Projekt vor allem aus finanziellen Gründen nicht mehr fortführen.

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