In Zeiten von Belagerungen, Kämpfen und Bombardements wurde die Selbstversorgung immer wichtiger. Abgesehen davon, dass eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln immer seltener wurde so konnte auch die Suche nach ihnen tödlich enden. Irgendwo war immer Krieg.
Also begannen wir mit mehreren Selbstversorgungs-Projekten, eines davon war der Aufbau einer veritablen Geflügelzucht im Frühjahr 2014. Angefangen haben wir mit dem Ankauf von Küken um die großzuziehen und dann, ausgewachsen und Eier legend, an Familien auszugeben zur Selbstversorgung mit Eiern und evtl. auch Fleisch. Bald darauf aber wuchs das Projekt, wir stellten Arbeiter ein (die dadurch auch in Lohn und Brot kamen), beschafften eine Tonne Hühnerfutter (und waren damit unabhängig von beschaffungsdruck und Frontverläufen) und wurden zu richtigen Geflügelzüchtern.
Je nach Notlage der Familien verschenkten wir Eier und Fleisch oder verkauften es zum Selbstkostenpreis, ebenso verkauften oder verschenkten wir die ausgewachsenen Hühner wodurch viele Familien selbst zu Selbstversorgern werden konnten. Vor allem für die damals schon mangelernährten Kinder war die Versorgung mit Eiweiß extrem wertvoll.
Aber auch die Arbeit an diesem Projekt war äußerst wertvoll. Manche unserer Helferinnen und Helfer fanden einen neuen Sinn im Leben, erwachten aus der Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit. Fanden Kraft darin, sich selbst und anderen zu helfen. Ähnlich erging es denen, die diese Hilfe erhielten. Sie merkten, sie waren nicht allein in ihrer Hilflosigkeit.
Diese Erfahrung haben wir mit so vielen unserer Projekte gemacht – humanitäre Hilfe für Syrien ist so viel mehr als „nur“ das Schaffen von Projekten um Menschen in häufig extremen Notsituationen beizustehen. Oftmals erzielten wir die größte Nachhaltigkeit durch unsere eigene Art der Herangehensweise, durch Einbinden aller, durch Schaffen von Kreisläufen. Auch durch Hilfe mit Anstand und Würde. Mit großem Respekt vor denen in Not. Und vor denen, die diese tägliche Arbeit in den Projekten mit viel Herz und Engagement ausführen.
Irgendwann 2016 mussten wir dieses Projekt aufgeben, verteilten aber alle Brutkästen, Hühner, Küken und manches mehr an die Familien in der Umgebung. Und glauben fest daran, dass noch heute manche Erben dieser Hühner Eier legen!