Auch dieses Projekt folgt einem unserer Grundsätze: den Menschen in Not die Möglichkeit der Selbstversorgung zu geben, Autarkie zu ermöglichen, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Und irgendwie ist es bei solchen Projekten dann immer so, dass sie auch nach innen wirken. Wir alle, auch alle Helferinnen und Helfern profitieren auch von der gelungenen Umsetzung, denn wir sehen, was wir bewirken können, wenn wir gemeinsam eine Sache angehen, schöpfen daraus neue Freude und Zielsetzungen und zehren noch lange von den Erinnerungen an all die Folgen unserer Arbeit.
Diese Projekte sind oft kräftezehrend. Im Rückblick aber immer Kräfte-Spender!
Diese von uns nur „Pflanzen-Projekt“ genannte Hilfe zur Selbsthilfe sollte ebenfalls den Mangel an Lebensmitteln beseitigen und zugleich die Gefahren bei der Beschaffung des „täglichen Brots“ reduzieren. Es war im Frühjahr 2014, als wir damit begannen, aus Samen und Setzlingen Gemüsepflanzen, Obststräucher und Kräuter zu ziehen. Ziel war es, zum einen diese Pflanzen zu verkaufen und das Projekt zumindest teilweise finanziell zu tragen, vor allem aber und vorrangig ging es darum, den Menschen die Möglichkeit zu geben, frisches, vitaminreiches Obst und Gemüse zu erhalten um der Mangelernährung entgegen zu treten. Dazu schufen wir Arbeitsplätze, ein nicht zu unterschätzender Wert angesichts grassierender Erwerbslosigkeit mit allen bekannten Folgen!
Mit schwerem Gerät wurde damals Erde gesiebt, mit Dünger und Humus versetzt und in Pflanzkisten gefüllt. Im Anschluss pflanzten wir darin Setzlinge oder säten Samen aus, wässerten und pflegten die Pflanzen bis zu einer gewissen Größe und brachten diese Pflanzkisten dann zu den Familien, immer ein Sortiment unterschiedlicher Kräuter und Gemüsesorten. Die Familien, die Gärten hatten, bekamen direkt die Setzlinge und Sämereien. All das wiederholten wir im Jahreszyklus. Sämtliche Empfänger wurden währenddessen immer wieder betreut, bei Bedarf im Umgang mit den Pflanzen geschult und beraten. Schlussendlich konnten wir so mehr als 40.000 Pflanzkisten verteilen!
Gegen Ende des Projektes im Jahr 2016 hatten wir sogar an mehreren Stellen eigene Gärten angelegt um Bedürftigen die Möglichkeit zu geben, sich an den Früchten dieser Gärten zu bedienen. Sie kamen so, als ob sie auf einen Markt gingen. Wurden bei der Auswahl begleitet und beraten, es wurden Kochrezepte ausgetauscht. „Hamsterkäufe“ waren selbstverständlich verpönt, denn jeder Einzelne achtete zurückhaltend darauf, dass möglichst viele von den Erträgen dieser Pflanzen profitieren konnte.
Bei diesen Projekten kommt es zu vielfältigen Begegnungen und Erlebnissen, dieses ist uns unvergessen: Es muss im Jahr 2015 gewesen sein, als einer unserer Helfer wieder einmal seine Tour machte um die zu besuchen, die Pflanzen erhalten hatten. Dabei wollte er auch Fotos machen für unsere interne Dokumentation und fragte natürlich vorher die neuen Eigentümer der Pflanzen um Erlaubnis. Einer von ihnen, ein alter Mann, fragte ihn nach dem Grund der Fotos und unser Helfer berichtete von unserer Arbeit und sagte zu ihm: „Um zu zeigen, dass Syrien noch lebt“.
Der alte Mann schwieg kurz und bat ihn Folgendes auszurichten: „Sag ihnen, dass dies Fotos aus Syrien sind. Syrien wird auf keinen Fall sterben! Syrien hat so viele schwere Zeiten erlebt in seiner Geschichte, lebt immer noch und wird immer weiterleben!“. Unser Helfer bedankte sich und antwortete: „Danke, Du hast mir Hoffnung gegeben.“ Da lachte der alte Mann und erwiderte: „Wir geben Hoffnung, Ihr schenkt uns Leben.“