Verteilung warmer Mahlzeiten in den Flüchtlingslagern Nordwestsyriens / Region Idlib (2017 bis März 2021)

Neun von Zehn Syrerinnen und Syrer leben unterhalb der Armutsgrenze. Unterhalb der syrischen Armutsgrenze. Und deutlich über 12 Millionen Menschen (12.4 Millionen laut einer OCHA-Mitteilung von Ende Februar 2021) innerhalb Syriens leiden an Hunger, Mangelernährung und sind auf „Nahrungsmittelhilfe“ angewiesen. Unvorstellbare Zahlen, schon beim Lesen. Das tägliche Leben inmitten dieser Not ist noch unvorstellbarer. Und doch erleben wir es ständig.

Besonders hart trifft es die Region Nordwestsyrien, in der etwa 4 Millionen Menschen leben; 2.7 Millionen von ihnen sind sogenannte Binnenflüchtlinge. Oftmals mehrfach Vertriebene, die in einfachsten Behausungen ihr Dasein fristen – etwa 1.5 Millionen sogar in trostlosen Zelten, unter Planen, meist auf offenem Boden. Den Jahreszeiten ausgesetzt, in ihrer Armut gefangen, ständig auf der Suche nach Essbarem, Kleidung, Wasser und so vielem mehr.

Genau dort ist auch ein Teil unseres Teams gelandet, im Herbst 2016. Ebenfalls binnenvertrieben wussten sie woran es mangelt, hatten aber viele Jahre Erfahrung gesammelt beim Aufbau und Betrieb von Hilfsprojekten. Und wussten, sie sind nicht allein. Weil wir wussten, wir sind nicht allein: wir haben hier Menschen, die uns unterstützen in unseren Bemühungen, den Menschen dort zu helfen! Dieses Wissen um Rückhalt hat uns stets geholfen und hilft uns immer noch, scheinbar aussichtslose Situationen zu meistern, das Licht am Horizont zu sehen und uns den anstehenden Aufgaben mit allen zur Verfügung stehenden Kräften entgegen zu treten. Das Wort „Danke“ ist dafür nicht genug!

Also begannen wir – neben vielen anderen Projekten – auch hier die Bedarfe zu ermitteln und erkannten die Not nach Nahrung, die schon damals für die vielen Neuankömmlinge mit das Wichtigste war: denn neben der Armut, die verhinderte das sich die Lagerbewohner ausreichend mit Essen versorgen konnten, fehlte es schlichtweg vielen an Kochgelegenheiten. Kaum jemand hatte einen Ofen oder eine Kochstelle zur Verfügung! Ganz zu schweigen von Kochgeschirr oder ausreichend Brennmaterial.

Anfang 2017 bauten wir also erst einige, später dann insgesamt zehn Garküchen auf. Reanimierten eine stillgelegte Bäckerei. Und brachten bis März 2021 seither fertig gekochte, in Mehrweggeschirr portionierte warme Mahlzeiten inkl. Brot in die entlegensten Winkel Nordwestsyriens, dorthin wo niemand sonst Hilfe hinbringt (wobei sowieso kaum internationale Hilfe sichtbar ist in dieser fast vergessenen Region! Gemäß offiziellen Angaben sind wir aktuell sogar nur eine von zwei Organisationen, die überhaupt warme Mahlzeiten in diesen Lagern verteilt). Vor Corona durch Sammelausgabe an zentralen Stellen des Lagers, seit Corona durch einen viel intensiveren Bringdienst bis an die „Tür“ der Zelte und Behausungen. Und so haben über 1.000.000 Menschen eine warme Mahlzeit von uns erhalten.

Auch diese Zahl ist unvorstellbar. Aber sie macht uns weit glücklicher als die oben genannten Zahlen!

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