Unterbringung innersyrischer Flüchtlingsfamilien in Damaskus (seit 2012)

Die innersyrisch geflüchteten Familien, die ab etwa 2012 von einem Tag auf den anderen plötzlich auf der Straße saßen, brauchten nicht nur etwas zu essen, sie brauchten auch ein Dach über dem Kopf. Denn sie hatten alles verloren, kamen aus einer ganz anderen Stadt wie Homs oder fremden Vierteln und waren völlig orientierungslos. Saßen auf der Straße und warteten auf ihr Schicksal.

Also haben wir zunächst versucht, die Familien in öffentlichen Einrichtungen wie in der Moschee oder der Schule unterzubringen und brachten sie privat unter. Das war die Lösung für die ersten Tage. Dann haben wir angefangen, Wohnungen zu mieten; anfänglich waren es bis zu 30 Menschen die in einer Wohnung untergebracht waren! Viel, ja, aber sie hatten ein Dach über dem Kopf!

Etwa Mitte des Jahres 2012 hatten wir dann stolze 30 Wohnungen angemietet, Ende des Jahres sogar über 60. Im April 2014 waren es exakt 103 Familien, später in diesem Jahr schon fast 150, dann 2015 sogar annähernd 200. Aktuell (Dezember 2020) sind es genau 173 Familien, denen wir uns annehmen, für die wir uns verantwortlich fühlen, für und um die wir uns sorgen – oftmals Witwen mit ihren Kindern und Großeltern, alleinstehende Alte oder bunt zusammen gewürfelte „Mehrgenerationen-Wohngemeinschaften“.

Bald waren keine Wohnungen mehr frei und wir begannen, unfertige Wohnungen anzumieten, was immer mit sehr viel Arbeit verbunden war, denn sie waren nicht nur unfertig (oft ohne Fenster, Strom und Wasser) sondern auch ohne jede Wohnungseinrichtung! Immer fanden wir einen Weg und freuten uns jedes Mal, wenn wir wieder einer Familie eine Unterkunft besorgt hatten. In all den Sorgen, all den Mühen gab es immer auch unvergessliche Momente; so beispielsweise, wenn wir eine passende Wohnung fanden, sie mieten wollten und der Vermieter sich erkundigte, für wen die Wohnung sei. Dann erfuhr, dass sie für Binnenflüchtlinge ist und antwortete: „Ihr braucht keine Miete zu zahlen, sie können erst einmal so bleiben!“.

Das kann sich heute keiner der Vermieter mehr leisten, schon 2015 fingen die Mieten an, langsam zu steigen – letztlich sind alle von der Situation betroffen! Und doch können wir es nicht riskieren, aufzuhören, denn es hätte zwangsläufig zur Folge, dass diese Familien wieder auf der Straße landen würden. Die Unterbringung von innersyrischen Flüchtlingsfamilien ist wie die Verteilung von Lebensmittelpaketen eines unserer Projekte „der ersten Stunde“ und hat seit 2012 ohne Unterbrechung Bestand!

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