Dieses Projekt könnte viele Namen haben, der gewählte ist jedoch der, der unsere heutige Tätigkeit am besten umschreibt: Anfang 2014 waren wir entschlossen, ein Projekt für syrische Flüchtlinge aufzubauen, die in Istanbul gestrandet waren. Damals waren es offiziell circa 650.000 Syrerinnen und Syrer, die in der Türkei Zuflucht gefunden hatten, sicher ein Drittel von ihnen in Istanbul.
Die ursprüngliche Idee einer Begegnungsstätte mit Lern- und Rückzugsräumen für Kinder, Werkstätten und psychotherapeutischer Arbeit wich im Laufe der Zeit einer punktuellen Unterstützung geflüchteter Familien mit Dingen des täglichen Bedarfs und Hilfestellungen und Beratung bei alltäglichen Problemen. In Istanbul Fuß zu fassen war schwer, internationale Organisationen taten sich schwer ihre Hände auszustrecken, ein eigenes Netzwerk mussten wir uns erst mühsam aufbauen. Nach und nach aber wurzelten wir, erhielten im Sommer Besuch von Willi Weitzel (der „Willi wills wissen“ – Willi), durften in 2014 (in Istanbul) und noch einmal 2016 (da schon in Bursa) für einige Mitglieder der deutschen „Clowns ohne Grenzen“ eine „Lachreise“ für Geflüchtete organisieren und entschlossen uns irgendwann, über das Marmarameer nach Bursa umzusiedeln. In Istanbul selbst gelang es uns später ein weiteres Projekt aufbauen, das aber ist eine andere Geschichte.
In Bursa hatten wir günstig Räumlichkeiten anmieten können, bauten diese nach und nach um und verwandelten mit ihnen auch das Projekt. Von einer anfänglichen Begegnungsstätte mit vielfältigen Angeboten für syrische Flüchtlinge von jung bis alt spaltete sich ein eigenes Projekt ab (von dem wir später berichten werden) und es entstand ein Lern- und Nachhilfezentrum für syrische Kinder inkl. einer eigenen Fußballmannschaft! Betreut wird es von einem Lehrer aus Homs, mit dem wir schon in Syrien lange Jahre zusammengearbeitet hatten und von seiner Frau, die auch als Trauma-Therapeutin arbeitet. Sie legen großen Wert auf spielerisch vermittelte Umgangsformen und achten stets auf Integration und geben den Kindern so auch Halt in einer für sie neuen Gesellschaft. Gleichzeitig lehren sie neben allen anderen an das türkische Schulprogramm angelehnten Lernangeboten und vielfältigen Spiel- und Bastelangeboten auch die arabische Sprache, wozu auch Kinder zugelassen sind die nicht permanent im Zentrum lernen. Hier erfahren sie einen großen Zulauf, denn die geflüchteten Eltern machen sich natürlich Gedanken über die Sprache ihrer Kinder und haben Angst, dass sie mit einer Integration in die türkische Gesellschaft und dem damit einhergehenden schleichenden Verlust der Muttersprache auch die Bindung zu Syrien verlieren.
Die Aktualität und Wichtigkeit dieses 2014 begonnenen Projektes ist ungebrochen – mittlerweile leben in der Türkei nach offiziellen Angaben über 3.6 Millionen syrische Flüchtlinge!