Idlib & Damaskus | Essen hält Leib und Seele zusammen!

Während wir in Damaskus doch einige Schwierigkeiten haben, ausreichend Lebensmittel zu vernünftigen Preisen für die Verteilung unserer monatlichen Lebensmittelpakete zu beschaffen (die Verteilung steht kurz bevor und es wird uns wie in all den Monaten der letzten 8 Jahre sicher gelingen!) haben wir parallel dazu 800 Hähnchen und 16.250 rohe Eier an hunderte Familien verteilt! Die Freude und die nicht in Worte zu fassenden Lobeshymnen der sich in enormer Not befindlichen Familien über diese Zusatzleistung erfüllt uns mit großer Dankbarkeit, diese Hilfe leisten zu dürfen. Dieser Dank und diese Freude geben wir weiter an all unsere Unterstützer, Spender, Rückenstärker und „Hinterunssteher“!!

Außerdem haben wir natürlich in den Lagern Nordwestsyriens wieder Brot und warme Mahlzeiten an täglich circa 2.000 Menschen ausgegeben. Um Ansteckungen in Warteschlangen mit Covid-19 zu vermeiden bringen wir dieses Essen seit einiger Zeit direkt zu den Familien – mit Mundschutz.

Nach Angaben des Datenportals IndexMundi ist Syrien Weltmeister in einer eher negativen Liste: 82,5 % der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze! Das bedeutet auch, dass mindestens 82,5 % der Syrerinnen und Syrer sich nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgen können. Die daraus resultierende Mangelernährung (und ihre Folgen) ist nach inoffiziellen Schätzungen mittlerweile eine der häufigsten Todesursachen in Syrien.

Die Menschen verhungern.

Damaskus | Verteilung von Carepaketen für Mai 2020

Während wir hierzulande versuchen langsam und behutsam den Weg zu einem normalen öffentlichen Leben zu ertasten sind in Damaskus seit Wochen die Folgen der Corona-Anordnungen hart zu spüren: die nächtliche Ausgangssperre und anderen Einschränkungen wie beispielsweise das Verbot, zwischen Damaskus und Damaskus-Umland zu pendeln hat dazu geführt, das zahlreiche Arbeiter ihre Arbeitsplätze verloren haben, weil sie einfach nicht zur Arbeit gehen können.

Gleichzeitig sind die Preise für Dinge des täglichen Bedarfs erneut massiv in die Höhe gestiegen, kaum jemand kann sich Kartoffeln, Tomaten oder Brot leisten, Fleisch sowieso nicht! Die Ausgabe von Brot wurde reglementiert durch die Ausgabe von „Brotkarten“ – jede Familie bekommt eine festgelegte Menge an Brot im Monat. Um das Brot aber abzuholen muss man bis zu 5 Stunden beim Bäcker in der Schlange stehen. Frei verkäufliches Brot kostet etwa das 12-fache, das aber kann sich keiner leisten!

Wir haben aufgrund der erwartbaren Preissteigerungen bereits vor Wochen angefangen, unsere Lebensmittel einzukaufen und sind sehr froh, diesen Monat wieder 280 Familien je ein Paket mit diesem Inhalt aushändigen zu dürfen:

3 kg Reis, 3 kg Nudeln, 3 kg Zucker, 1 l Olivenöl, 1 l Speiseöl, 1.5 kg Butterreinfett, 1 kg Mehl, 1 kg Linsen, 1 kg Datteln, 500 g Schmelzkäse, 500 g Marmelade, 500 g Tee, 500 g Halawa, 2 Dosen Fisch

Seit langem wieder einmal haben wir Olivenöl dazu getan, außerdem die im Ramadan so wichtigen Datteln. Auch Halawa für die Kinder war uns wichtig. Die Menschen hungern – und brauchen diese Extrainhalte um auch moralisch zu überleben!

Wir bedanken uns von Herzen bei all unseren wunderbaren Unterstützerinnen und Unterstützern. Durch Dich, Euch, Sie sind wir in der Lage zu helfen. Immer wieder. DANKE!

Idlib / Nordwestsyrien | Brot!

Eines der ältesten Nahrungsmittel ist Brot.

Als die Menschen sesshaft wurden und vor etwa 13.000 Jahren im fruchtbaren Halbmond, auch Zweistromland genannt – also auch dort, wo heute „Nordwestsyrien“ liegt – damit begannen Wildgetreide anzupflanzen, wurde das daraus zubereitete Brot zu einem der wichtigsten Nahrungsmittel. Und hat auch heute, so viele Jahre später, immer noch eine besondere Bedeutung für die Bevölkerung Syriens. Das „tägliche Brot“ wird geschätzt und fast schon geehrt, niemals würde ein Syrer Brot wegwerfen – außer es ist tatsächlich völlig ungenießbar!

Das war schon vor weit über 9 Jahren so, heute hat es an Bedeutung sogar gewonnen, denn viele haben keinen oder keinen regelmäßigen Zugang zu Brot. Viele hungern.

Als wir 2018 mit dem Aufbau unserer nun 10 Garküchen zur Verteilung warmer Mahlzeiten begonnen haben waren wir auch auf der Suche nach Brot. Und fanden eine stillgelegte Bäckerei. Wir haben mit dem Eigentümer vereinbart, das wir täglich Brot für etwa 2.000 Menschen abnehmen, woraufhin er die Bäckerei wieder in Betrieb nehmen konnte und einige Mitarbeiter in „Lohn und Brot“ nahm. Seither machte das Brot aus dieser Bäckerei Hunderttausende satt.

Es ist nicht nur Brot. Es ist etwas viel Wertvolleres!

Idlib / Nordwestsyrien | Warme Mahlzeiten

Unsere 10 Garküchen sind weiterhin in Betrieb – und unsere Ausgabe-Teams bringen die dort gekochten warmen Mahlzeiten auch weiterhin in Mehrweggeschirr in die entlegensten Lager Nordwestsyriens!

Wie froh und glücklich wir darüber sind können wir nicht in Worte fassen, den vielfältigen und oft blumigen Dank der Empfänger nicht hier niederschreiben.

Daher einfach „nur“: Danke! Und dieses Foto.

Sachspendensammlung für ldlib / Nordwestsyrien | Video-Grüße aus Syrien

Einer unserer wunderbaren Helfer hat uns dieses liebevolle Video geschickt – wir würden es gerne mit Euch teilen! Denn es gibt einen kleinen Einblick in diese Aktion, welche Bedeutung sie hat und wie sie den Betroffenen auch emotional hilft…

Das sehr bekannte Lied im Hintergrund handelt von der Sehnsucht nach der Heimat – ganz hören kann man es bspw. in dieser sehr beliebten Fassung: https://youtu.be/QES53TRxafI

Danke von Herzen allen, die ihren ganz eigenen Anteil an dieser Aktion haben und uns helfen zu helfen!! 🌹

Idlib/Nordwestsyrien | Verteilung von Hygienepaketen

Laut einem Bericht des „Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten“ – kurz: OCHA – vom 05. März 2020 leben in der Region Nordwestsyrien 4 Millionen Menschen; inklusive der allein seit dem 1. Dezember etwa 1 Millionen Geflüchtete. Etwa dreiviertel all dieser Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen – die sie schlichtweg nicht erhalten. Hunderttausende leben in „wilden Lagern“, schlafen auf offenem Boden und nicht Wenige sogar unter freiem Himmel.

Die hygienischen Bedingungen sind mit „katastrophal“ nicht hinreichend gut beschrieben, es herrschen unsägliche Zustände! Die Ausbreitung von Krankheiten ist eine große Gefahr und tägliche Realität, unterschiedlichste Krankheitserreger treffen auf völlig geschwächte Menschen deren Immunsystem diesem zusätzlichen Angriff wenig entgegen setzen kann.

Wir haben daher in den letzten Wochen insgesamt 38 Toiletten gebaut, aktuell sind 12 weitere im Bau. Und haben die letzten Tage genutzt um große Mengen an Hygieneartikel zu kaufen, haben umverpackt und werden nun mit der Verteilung von 500 Hygienepaketen beginnen. In jedem von ihnen ist dieser Inhalt:

2 Tüten Waschpulver, 2 Fl. Scheuermilch, 2 Pck Seife, 3 Fl. Spülmittel, 2 Fl. Chlor-Desinfektionsmittel, 2 Fl. Erwachsenen-Shampoo, 2 Fl. Kinder-Shampoo, 2 Pck Taschentücher, 2 Pck. Feucht-Tücher, 5 Pck. Damenbinden, 3 Pck Spülschwämme, 3 Pck Stahlschwämme, 3 Tuben Zahnpasta, 5 Zahnbürsten, 2 Rollen Mülltüten

Eines diese Pakete kostet umgerechnet etwa 20,40 EUR – und wir würden sehr gerne weitere von ihnen verteilen wenn wir genügend Unterstützung finden. Denn wenn die Temperaturen bald steigen werden die Bedingungen für Krankheitserreger sich weiter verbessern – die Folgen sind leicht auszumalen.

Wir danken von Herzen allen, die dazu beigetragen haben das wir diese Hilfe leisten dürfen! Ohne Ihre / Eure / Deine Hilfe wäre alles nichts!!

Idlib / Nordwestsyrien | Gegenrechnung

Alleine seit dem 1. Dezember 2019 sind nunmehr fast eine Millionen Menschen innerhalb Idlibs erneut zu Binnenflüchtlingen geworden. Weitere Zahlen haben wir in anderen Posts weiter unten genannt. Diesen erschreckenden Zahlen wollen wir heute Zahlen entgegen stellen, die Mut machen! Zahlen, die vielleicht etwas Hoffnung machen und Zahlen, die zeigen, das Hilfe möglich ist wenn Viele zusammen stehen!!

Seit dem 1. Dezember durften wir in Idlib / Nordwestsyrien:

– 32 Toiletten bauen (über 20 weitere sind im Bau)

– gegen die Kälte 360 Öfen zu den Familien bringen und aufbauen. Deutlich mehr wurden in den letzten Tagen gekauft, eingelagert und werden aktuell verteilt

– 2080 Packungen mit Berien (ein landestypischer Brennstoff aus Olivenkernen und Holzresten) ausgeben. Pro Ofen und Familie werden etwa 5 Packungen pro Woche benötigt. Weitere Packungen Berien wurden gekauft, eingelagert und werden aktuell verteilt

– 4 randvolle Container mit Sach- und Kleiderspenden an die Geflüchteten verteilen

– etwa 400 Schülerinnen und Schüler trotz aller Unbill in unserer Schule unterrichten

– circa 120.000 Menschen mit warmen Mahlzeiten aus 10 Garküchen versorgen

– eine heute abgeschlossene Sachspenden-Aktion voller wunderbarer Erlebnisse durchführen mit dem Ergebnis, morgen zwei Container voll nach Idlib schicken zu können.

Diese Zahlen helfen uns, die anderen Zahlen zu ertragen. Es ist quasi ein Gegengewicht. Unsere Gegenrechnung. All unseren Unterstützerinnen und Unterstützen ein sehr HERZLICHES DANKESCHÖN, dass wir den erschreckenden Zahlen erfreuliche Zahlen entgegenstellen dürfen!!

Berlin | Sachspendensammlung für ldlib / Nordwestsyrien

Wir sind ÜBERWÄLTIGT von der wunderschönen Welle an Empathie, Hilfsbereitschaft und Solidarität mit den Menschen in Idlib / Nordwestsyrien, die wir im Rahmen unserer Sachspendenaktion in Berlin erleben dürfen! Die Aktion ist noch nicht abgeschlossen, was wir aber bisher erleben durften gibt uns auch emotionale Kraft für viele Wochen!!

Aber wir haben eine sehr große Bitte: ja, wir brauchen dringend noch Geldspenden um den Transport zu finanzieren. ABER: vielleicht sogar noch dringender sind wir auf Geldspenden angewiesen um auch weiterhin sofortige NOTHILFE für die unzähligen Bedürftigen in Idlib / Nordwestsyrien leisten zu können. Die Not ist unvorstellbar groß und unsere finanziellen Mittel sind leider nicht ausreichend um die Hilfe zu leisten zu der wir imstande sind.

Und wir erleben im Rahmen unserer Sachspendensammlung so viele wundersame Dinge, dass wir wenigstens einige davon gerne hier in aller Kürze niederschreiben wollen. Auch, um Hoffnung zu geben, Trost zu spenden, Mut zu machen. Und um zu zeigen, dass sehr Vielen das Schicksal der Menschen in Syrien und Idlib nahe geht:

– eine ältere Dame brachte eine Tüte mit Kleidung und erfuhr, das wir auch Hygieneartikel benötigen. Nach etwa einer Stunde kam sie wieder: mit einem ganzen Einkaufswagen voll mit Hygieneartikel, Shampoo, Damenbinden, Seife uvm.

– 2 Frauen kamen vorbei und fragten, ob sie helfen könnten. Sie hätten eine Stunde Zeit. 4 Stunden später waren sie immer noch da.

– gerade in den letzten Tagen kommen unzählige Päckchen aus ganz Deutschland an. Autos, Kleintransporter und Hänger aus München, Potsdam, Cottbus und sogar Prag parken vor der Tür und laden ihre Sachspenden aus!

– Heute kam eine Frau mit 2 Koffern – sie war 8 Stunden durch halb Deutschland mit dem Flixbus angereist um uns diese Kleider zu bringen. Und half den ganzen Tag beim Packen- Am Abend ging das Sortieren und Umverpacken viel länger als geplant; ein freiwilliger Helfer brachte kurzerhand 30 Schawarma-Sandwiches vorbei. Als Geschenk und Stärkung für die Helfer.

– Ebenfalls heute kam ein Mann, der nebenan in einem Workshop saß und von unserer Aktion erfahren hatte. Er zog seinen Pullover aus und seine Mütze und sagte: „Bitte nehmt das, ich habe gerade nicht mehr bei mir!“

Danke für diese wunderbare Unterstützung und all diese Erlebnisse!

NW-Syrien / Idlib | Zweistromland = Flüchtlingsstromland

Im zuletzt vorgelegten Bericht des Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) vom 13. Februar 2020 sowie im korrespondierenden „Schnappschuss“ der UNHCR werden folgende Zahlen vorgelegt:

– 4 Millionen Menschen leben in Nordwest-Syrien (die überwiegende Mehrheit sind Binnenflüchtlinge aus allen Landesteilen Syriens)
– Seit dem 1. Dezember 2019 wurden 831.920 von ihnen erneut vertrieben, 500.712 davon sind Kinder
– 774.000 benötigen Unterkünfte
– 743.000 brauchen Ersthilfepakete (Non-Food-Items)
– 406.000 müssen mit Essen versorgt werden
– Nur 10 Organisationen verteilen warme Mahlzeiten (wir sind eine davon). Ende Februar werden es nur noch 9 sein.

Das sind Zahlen. Die Einzelschicksale aber dahinter, von denen wir in unserer täglichen Arbeit etliche erleben, lassen uns viel zu oft den Mund trocken werden. Und wir fragen uns:

Was muss noch geschehen? Wo bleibt der Aufschrei? Warum lässt die Weltgemeinschaft das zu? Und: Wer hilft uns, Hilfe zu leisten? Den Menschen hinter all diesen Zahlen Beistand zu geben?

Auf dem Pickup, mit dem diese Familie hier vor den Kämpfen um Sarmada flüchtet, steht das Wort „Change“ – Veränderung.

Mit unserer Arbeit das Leben der von dieser humanitären Katastrophe in Syrien betroffenen Menschen positiv zu verändern ist uns seit 8 Jahren ein Kernanliegen. Nun, da es in Nordwest-Syrien zur zwar befürchteten aber im Herzen nicht für möglich gehaltenen Steigerung der Katastrophe kommt bitten wir inständig um Hilfe bei unseren Bemühungen, das Schicksal möglichst Vieler positiv zu verändern!

Informiert Freunde, Bekannte, Verwandte und Kollegen auf all Euren Online- und Offline-Kanälen über das Geschehen in NW-Syrien. Und über unsere Arbeit. Das wir mittendrin und immer noch da sind.

Helft uns helfen!

Denn: Wir schaffen es nicht alleine!!

NW-Syrien / Idlib | Bis hierher und nicht weiter…

In Nordwest-Syrien ist der lange befürchtete Exodus nunmehr Realität, Ströme von Menschen wälzen sich durch das Land gen Norden. Jeden Tag steigen die Flüchtlingszahlen, jeder Bericht von OCHA und vielen anderen ist schon veraltet, wenn er veröffentlicht wird. Gestern waren es über 850.000, die sich allein seit dem 1. Dezember auf die Flucht begeben mussten, wenige Tage zuvor noch 600.000. Heute? Wahrscheinlich schon eine Million. Menschen, die nicht wissen wohin. Über 60 % davon sind Kinder…

Unser Team vor Ort verteilt täglich warme Mahlzeiten, Öfen, Brennmaterialien und Kleider, wartet sehnsüchtig auf den Sachspenden-Transport, der am 21. Februar Berlin verlässt und hilft wo es irgendwie möglich ist. Auf den täglichen Fahrten sind sie kürzlich dem Fahrer dieses Kleinlasters begegnet, der all sein Habe auf die Ladefläche gepackt hatte und dieses Fahrzeug direkt an den Grenzzaun gestellt hatte. Auf die Frage nach dem „Warum“ kam die trockene Antwort:

„Bis hierher haben sie mich gelassen, weiter kommen wir nicht. Also bleibe ich hier stehen. Bis wir sterben.“