Sarmin / Region Idlib | Eine ganze Stadt unter Quarantäne!

Seitdem in der Kleinstadt Sarmin am 25. Juli die Corona-Erkrankung einer Frau bekannt wurde, steht die ganze Stadt unter Quarantäne. Was das aber für die etwa 35.000 Einwohner Sarmins bedeutet ist kaum auszumalen. Denn auch hier hungern die Menschen: keiner hat Vorräte zu Hause um sich zu versorgen, niemand kann mal eben im Supermarkt um die Ecke Lebensmittel holen. Und Zalando, Lieferando oder amazon liefern nicht nach Sarmin.

Aber wir: bereits 27.07. haben wir 1.500 kg Brot hingebracht, am 28.07. noch einmal 750 kg und 200 Hygienepakete! Auch gestern und heute waren wir da und haben je 750 kg Brot geliefert. Die Übergabe läuft ab wie in einem Film: an einem vorher vereinbarten Ort lagern wir das Brot und die Hygienepakete. Eine lokale Hilfsgruppierung der Stadt wartet in Sichtweite und holt die Sachen dann von dort ab wenn unser Team sich vom Übergabeort zurückgezogen hat. Und verteilt die Hilfsgüter dann weiter. Denn alles darf passieren – nur keine Übertragung von COVID-19!

Internationale Hilfsorganisationen sind auch hier – wie schon seit langem in Nordwestsyrien – nicht zu sehen. Die Menschen werden einfach ihrem Schicksal überlassen…

Idlib / Nordwestsyrien | 600 Kilogramm Brot. Jeden Tag!

Zu den täglich verteilten warmen Mahlzeiten an die Bewohner der Lager entlang der türkisch-syrischen Grenzen geben wir auch Brot – insgesamt 600 Kilogramm. Jeden Tag!

Nun könnten wir hier Einiges schreiben zur Bedeutung des Brotes für die Syrerinnen und Syrer, wie wertvoll sie es seit jeher schätzen und keinen Krümel davon verloren geben. Davon, welch mannigfaltige Verwendung es in der syrischen Küche findet, zu wie vielen köstlichen Speisen es in welcher Form gereicht wird, wie man daraus Sandwiches macht, es beispielsweise als Besteckersatz oder zum Warmhalten der Speisen bis hin zum Auswischen des Tellers benutzt oder was man aus trockenen Brotresten Leckeres zaubern kann.

Das alles jedoch passt nicht ganz in die heutige Zeit und vor allem aber ist es nichts gegen die Bedeutung die es für die hat, die es jeden Tag von uns erhalten: es macht sie satt!

Denn, und auch das findet jeden Tag statt: über 9 Millionen Syrerinnen und Syrer hungern!!

Idlib / Nordwestsyrien | Hygienepakete gegen Corona

Nachdem wir in den letzten Tagen mehrere Kleinlastwagen voll mit Seife, Waschmittel, Spülmittel und Desinfektionsmittel / Chlorax gekauft, eingelagert und in einzelne Hygienepakete umverpackt haben konnten wir gestern mit der Verteilung von insgesamt 6.000 Hygienepaketen an bedürftige Familien und Zeltgemeinschaften beginnen.

Dazu fahren wir Lager für Lager an und bringen diese Pakete persönlich an die „Zelttür“ – denn Haustüren gibt es hier nicht.

Die COVID-19-Pandemie ist längst in Nordwestsyrien angekommen, die bekannten Fälle sind bei lediglich einem einzigen Testgerät für fast 4 Millionen Menschen und bei quasi nicht vorhandener Infrastruktur zur Erkennung geschweige denn Behandlung von Erkrankten nur die ganz oberste, spitzeste Spitze des Eisbergs.

Seife, Hygiene und die unter den gegebenen Umständen quasi nicht mögliche Einhaltung der üblichen Corona-Regeln. Das ist eigentlich alles, was die Bewohner in den Lagern der Region Idlib der sich unsichtbar nahenden Gefahr entgegenzusetzen haben…

Von Herzen DANKE, das wir ihnen dabei helfen dürfen!!

Nordwestsyrien | 6, 9, 10, nochmal 9. 2000. 4. 1.

Diese Zahlen stehen nicht für ein mathematisches Problem, sondern für die Probleme der Menschen in Syrien. Und den Versuch eine Lösung zu finden:

Jeder 6te Flüchtling auf diesem Planeten Erde ist Syrerin oder Syrer!

Die Zahl 9 steht für dieses Problem: 9 von 10 Menschen innerhalb Syriens leben unterhalb der Armutsgrenze. Neun. von Zehn. Was das bedeutet vermögen Zahlen nicht auszudrücken, auch nicht Worte.

Die 10 könnte nun für den oder die eine(n) Glückliche(n) stehen, der nicht unterhalb der Armutsgrenze lebt, steht aber stattdessen dafür, das jedes syrische Kind im Alter von 0 bis 10 Jahren Zeit seines Lebens nichts anderes kennen gelernt hat als Krieg, Flucht und Vertreibung, Tod Angehöriger, Not, Hunger.

Und die zweite 9 steht für ungeheure 9,3 Millionen Menschen, die innerhalb Syriens unter Hunger leiden und auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind. Für all diese Zahlen gibt es viele Grafiken, aber können Grafiken das Leid der Menschen adäquat beschreiben? Oder sind sie nur ein Versuch, etwas abzubilden was nicht zu begreifen ist?

Ein Lösungsversuch auf dieses unmathematische Problem steckt in der Zahl 2000: Denn jeden Tag verteilen wir in 10 Garküchen zubereitete warme Mahlzeiten in den Lagern Nordwestsyriens für 2000 Menschen. Täglich. Und unser Dank kann nicht groß genug sein um die Dankbarkeit der Empfänger auch nur im Ansatz auszudrücken!

Aber auch wenn wir sehr froh über diese Hilfe sind, so sind wir doch in Gesamt-Nordwestsyrien nur eine von 4 (vier!) Organisationen, die diese Hilfe leisten!

Doch am Ende zählt jeder Einzelne, zum Beispiel dieser eine (1) Junge in Atmeh, der von einem unserer Helfer die warme Mahlzeit inklusive einem Bund Brot ausgehändigt bekommt.

Und sein Blick vermag dann viel besser als alle Worte und Grafiken dieser Welt auszudrücken was mit all diesen Zahlen gemeint ist…

Damaskus | Verteilung von Carepaketen für Juli 2020

Der Alltag der Damaszenerinnen und Damaszener wird wie eigentlich überall in Syrien noch mehr als zuvor vom Essen bestimmt. Es geht aber beileibe nicht darum, welche erlesenen Speisen der Levante heute auf den Tisch kommen, sondern es geht viel profaner darum: „finde ich heute etwas zu essen oder bleibe ich hungrig?“

9 von 10 Syrern leben unterhalb der Armutsgrenze, die Zahl derer, die auf Lebensmittelhilfe angewiesen sind ist seit Beginn des Jahres von knapp 8 Millionen (auch das eine erschreckende Zahl!) auf fast 9,5 Millionen angestiegen – übersetzt heißt das, dass diese Menschen täglich hungern, wenn ihnen nicht jemand etwas zu Essen reicht.

Wir sind sehr froh und dankbar, dass wir mit unseren Projekten in Nordwestsyrien (warme Mahlzeiten an täglich etwa 2.000 Menschen) und Damaskus (Verteilung von monatlichen Paketen mit Grundnahrungsmitteln seit Juni 2012!) diesen Bedarf zumindest zu einem geringen Teil bedienen dürfen – unser Dank gilt all unseren Unterstützerinnen und Unterstützern, die uns diese Möglichkeit geben!!

Güte und Preise der Lebensmittel passen oftmals nicht mehr zusammen, durch die Achterbahnfahrt des Wechselkurses wollen viele Händler auch nicht verkaufen aus Sorge, neue Ware zu viel schlechteren Preisen einkaufen zu müssen. Nun aber ist es geschafft, 280 Familien in Damaskus haben Pakete mit diesem Inhalt erhalten:

3 kg Reis, 4 kg Nudeln, 3 kg Zucker, 2 kg Butterreinfett, 1 l Olivenöl, 1 kg Mehl, 1 kg Linsen, 1 kg Suppenlinsen, 500g Zaatar, 600 g Schmelzkäse, 600 g Marmelade, 500 g Tee, 500 g Halawa

In diesem Monat war es extrem schwer, die Lebensmittel zu beschaffen – auch deswegen haben wir bereits begonnen, die Inhalte für das August-Paket zu besorgen!

Idlib / Nordwestsyrien | Resümee Seifen-Aktion (Covid-19)

Die Verteilung von Seifen in Verbindung mit Corona-Informationszetteln ist vorerst abgeschlossen, Zeit für ein Resümee:

Dank unseren großartigen Unterstützerinnen und Unterstützern und dank unseren hochengagierten Verteilteams, denen kein Weg zu beschwerlich war, kein Weg zu weit, durften wir insgesamt 51.500 Päckchen mit Seife in insgesamt 87 Lagern Nordwestsyriens verteilen und so nach vorsichtigen Schätzungen etwa 300.000 Menschen mit diesem einfachsten aber wichtigen Hygienemittel versorgen. Nun sind unsere Lager leer.

Wir schmieden aber bereits neue Pläne, denn die hygienischen Zustände in diesen wilden Lagern sind unbeschreiblich! Nur zur Erinnerung: in Nordwestsyrien leben etwa 2,7 Millionen Flüchtlinge, 1,4 Millionen von ihnen in Camps, Lagern, unter Planen, unter Bäumen!!

Daher haben wir uns entschlossen, Hygienepakete zu schnüren mit Waschmittel, Seife, Reinigungsmittel, Zahnbürsten und Zahnpasta, Damenbinden und manch anderen Dinge des täglichen Hygienebedarfs. Wer uns in diesen Bemühungen unterstützen will ist sehr herzlich willkommen – auch scheinbar kleine Beträge helfen uns, denn in dieser Region sind viele dieser Dinge noch zu erschwinglichen Preise zu bekommen. Und für die Flüchtlingsfamilien doch unerreichbar, da sie meist völlig mittellos sind.

Idlib & Damaskus | Essen hält Leib und Seele zusammen!

Während wir in Damaskus doch einige Schwierigkeiten haben, ausreichend Lebensmittel zu vernünftigen Preisen für die Verteilung unserer monatlichen Lebensmittelpakete zu beschaffen (die Verteilung steht kurz bevor und es wird uns wie in all den Monaten der letzten 8 Jahre sicher gelingen!) haben wir parallel dazu 800 Hähnchen und 16.250 rohe Eier an hunderte Familien verteilt! Die Freude und die nicht in Worte zu fassenden Lobeshymnen der sich in enormer Not befindlichen Familien über diese Zusatzleistung erfüllt uns mit großer Dankbarkeit, diese Hilfe leisten zu dürfen. Dieser Dank und diese Freude geben wir weiter an all unsere Unterstützer, Spender, Rückenstärker und „Hinterunssteher“!!

Außerdem haben wir natürlich in den Lagern Nordwestsyriens wieder Brot und warme Mahlzeiten an täglich circa 2.000 Menschen ausgegeben. Um Ansteckungen in Warteschlangen mit Covid-19 zu vermeiden bringen wir dieses Essen seit einiger Zeit direkt zu den Familien – mit Mundschutz.

Nach Angaben des Datenportals IndexMundi ist Syrien Weltmeister in einer eher negativen Liste: 82,5 % der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze! Das bedeutet auch, dass mindestens 82,5 % der Syrerinnen und Syrer sich nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgen können. Die daraus resultierende Mangelernährung (und ihre Folgen) ist nach inoffiziellen Schätzungen mittlerweile eine der häufigsten Todesursachen in Syrien.

Die Menschen verhungern.

Damaskus | Verteilung von Carepaketen für Mai 2020

Während wir hierzulande versuchen langsam und behutsam den Weg zu einem normalen öffentlichen Leben zu ertasten sind in Damaskus seit Wochen die Folgen der Corona-Anordnungen hart zu spüren: die nächtliche Ausgangssperre und anderen Einschränkungen wie beispielsweise das Verbot, zwischen Damaskus und Damaskus-Umland zu pendeln hat dazu geführt, das zahlreiche Arbeiter ihre Arbeitsplätze verloren haben, weil sie einfach nicht zur Arbeit gehen können.

Gleichzeitig sind die Preise für Dinge des täglichen Bedarfs erneut massiv in die Höhe gestiegen, kaum jemand kann sich Kartoffeln, Tomaten oder Brot leisten, Fleisch sowieso nicht! Die Ausgabe von Brot wurde reglementiert durch die Ausgabe von „Brotkarten“ – jede Familie bekommt eine festgelegte Menge an Brot im Monat. Um das Brot aber abzuholen muss man bis zu 5 Stunden beim Bäcker in der Schlange stehen. Frei verkäufliches Brot kostet etwa das 12-fache, das aber kann sich keiner leisten!

Wir haben aufgrund der erwartbaren Preissteigerungen bereits vor Wochen angefangen, unsere Lebensmittel einzukaufen und sind sehr froh, diesen Monat wieder 280 Familien je ein Paket mit diesem Inhalt aushändigen zu dürfen:

3 kg Reis, 3 kg Nudeln, 3 kg Zucker, 1 l Olivenöl, 1 l Speiseöl, 1.5 kg Butterreinfett, 1 kg Mehl, 1 kg Linsen, 1 kg Datteln, 500 g Schmelzkäse, 500 g Marmelade, 500 g Tee, 500 g Halawa, 2 Dosen Fisch

Seit langem wieder einmal haben wir Olivenöl dazu getan, außerdem die im Ramadan so wichtigen Datteln. Auch Halawa für die Kinder war uns wichtig. Die Menschen hungern – und brauchen diese Extrainhalte um auch moralisch zu überleben!

Wir bedanken uns von Herzen bei all unseren wunderbaren Unterstützerinnen und Unterstützern. Durch Dich, Euch, Sie sind wir in der Lage zu helfen. Immer wieder. DANKE!

Idlib / Nordwestsyrien | Brot!

Eines der ältesten Nahrungsmittel ist Brot.

Als die Menschen sesshaft wurden und vor etwa 13.000 Jahren im fruchtbaren Halbmond, auch Zweistromland genannt – also auch dort, wo heute „Nordwestsyrien“ liegt – damit begannen Wildgetreide anzupflanzen, wurde das daraus zubereitete Brot zu einem der wichtigsten Nahrungsmittel. Und hat auch heute, so viele Jahre später, immer noch eine besondere Bedeutung für die Bevölkerung Syriens. Das „tägliche Brot“ wird geschätzt und fast schon geehrt, niemals würde ein Syrer Brot wegwerfen – außer es ist tatsächlich völlig ungenießbar!

Das war schon vor weit über 9 Jahren so, heute hat es an Bedeutung sogar gewonnen, denn viele haben keinen oder keinen regelmäßigen Zugang zu Brot. Viele hungern.

Als wir 2018 mit dem Aufbau unserer nun 10 Garküchen zur Verteilung warmer Mahlzeiten begonnen haben waren wir auch auf der Suche nach Brot. Und fanden eine stillgelegte Bäckerei. Wir haben mit dem Eigentümer vereinbart, das wir täglich Brot für etwa 2.000 Menschen abnehmen, woraufhin er die Bäckerei wieder in Betrieb nehmen konnte und einige Mitarbeiter in „Lohn und Brot“ nahm. Seither machte das Brot aus dieser Bäckerei Hunderttausende satt.

Es ist nicht nur Brot. Es ist etwas viel Wertvolleres!

Idlib / Nordwestsyrien | Warme Mahlzeiten

Unsere 10 Garküchen sind weiterhin in Betrieb – und unsere Ausgabe-Teams bringen die dort gekochten warmen Mahlzeiten auch weiterhin in Mehrweggeschirr in die entlegensten Lager Nordwestsyriens!

Wie froh und glücklich wir darüber sind können wir nicht in Worte fassen, den vielfältigen und oft blumigen Dank der Empfänger nicht hier niederschreiben.

Daher einfach „nur“: Danke! Und dieses Foto.