Damaskus / Rif Dimashq | Bäume pflanzen zur Ehrung und Erinnerung an die Toten

Bereits Ende Dezember 2024 hatten wir die Idee, zu Ehren der Toten Syriens in Absprache mit den lokalen Kommunen in Damaskus und Rif Dimashq kleine, blühende Gärten anzulegen, vielleicht sogar Parks. Mit zunächst kleinen Pflanzen, Sträuchern und Bäumen – die dann jedoch, so wie hoffentlich das neue Syrien, nach und nach wachsen, stärker werden und die zerstörten Städte und Landschaften mit saftigem Grün und duftenden Blüten verschönern.

Manche Ideen brauchen etwas Zeit, auch haben wir uns zunächst um den Aufbau unserer Verwaltung, des medizinischen Zentrums, eines Nachhilfezentrums, den Umzug unseres Sachspendenlagers aus Idlib gekümmert und so vieles mehr, was wir hier aber erst bekanntgeben werden wenn es wirklich in Betrieb gegangen ist.

Nun aber haben wir angefangen zu pflanzen, der erste kleine Park ist bereits bepflanzt, Wege sind angelegt, bald kann er genutzt werden. Bald werden hier hoffentlich schattenspendende und kühlende kleine „Oasen“ entstehen, die das Klima in der Stadt positiv beeinflussen und letztlich auch die Folgen des Klimawandels etwas mildern können – denn die Sommer werden immer heißer und trockener in Syrien.

Und beim Besuch dieser Gärten, beim Spazierengehen unter den zukünftigen Baumkronen werden die Syrerinnen und Syrer sicher auch ihrer Toten und Verschwundenen gedenken, zu deren Ehren und zu deren Andenken wir diese Gärten auch anlegen wollen.

Wir würden uns sehr freuen, wenn dieses sehr spezielle Projekt einige Unterstützerinnen und Unterstützer findet – für Beschaffung eines Baumes kalkulieren wir 10 Euro, Kosten für Pflanzung und Pflege entstehen keine. Denn diese Tätigkeiten werden ausschließlich von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern übernommen, als ihren ganz persönlichen Beitrag an diesem nachhaltigen Projekt…

Atmeh / NW-Syrien | Tote Städte einst und heute

Vor etwa 2000 Jahren begannen die Römer im Kalksteinmassiv des heute Nordwest-Syriens genannten Landstriches erste Monokulturen aufzubauen- Olivenhaine wurden gepflanzt und Siedlungen gebaut. Die Gebäude wurden aus dem Kalkstein der umliegenden Gebirgszüge errichtet, Siedlungen ständig erweitert und neu gebaut, irgendwann aber aus noch nicht eindeutig erforschten Ursachen verlassen – seit dem Beginn der Archäologie werden sie als „Tote Städte“ bezeichnet, da viele Gebäude noch sehr gut erhalten sind nur eben unbewohnt. Es fehlt oft nur der Dachstuhl, die Grundmauern stehen fest und lassen von oben gut die Grundrisse erkennen. 

Rund um Atmeh, einem der größten Lager für Geflüchtete in NW-Syrien (einst ein kleines Dorf, später lebten dort über eine Millionen Menschen), wiederholt sich gerade Geschichte, die Bilder gleichen sich wirklich sehr: hier wie in den historischen toten Städten bleiben nur die Grundmauern stehen, die Menschen machen sind weg, haben diese Wohnstatt verlassen und alles Bewegliche aufgeladen. 

Die historischen Dächer sind vermutlich schlicht verfallen, die neuen Dächer aber werden von denen, die an ihrer alten Heimat den Neustart in ein neues Syrien wagen, mitgenommen. Denn die Heimkehrer können sie dort gut gebrauchen, um eine notdürftige Behausung aufzubauen. 

Wer weiß, wie lange sie brauchen werden, um ihr Heim wieder zu errichten, ihren alten Besitz, sofern er noch besteht, wieder in Anspruch zu nehmen. Wie lange es dauert, die Gärten und umliegenden Felder wieder erblühen zu lassen? 

Fest steht, neben den Mauern der verlassenen Häuser (die vermutlich nach und nach weiterverwendet werden für Neubauten, wie so oft in der Jahrtausende alten Geschichte Syriens), dass all diese Menschen nun dabei sind, ein neues Syrien aufzubauen, ein anderes Syrien mitzugestalten. Wir wünschen ihnen allen viel Erfolg dabei!

Wissend, dass viele von ihnen von unseren Projekten rund um Atmeh profitiert haben, Hunderttausende von ihnen haben wir seit 2016 mit warmen Mahlzeiten, Erdbebenhilfe, Fluthilfe, Winterhilfe, Hygieneartikeln uvm. versorgt. Haben Tausende von ihnen medizinisch versorgt, psychologisch betreut und traumatherapiert.

Wissend, dass Tausende ins Inland Syriens zurückkehrende Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (so haben allein 3.700 von ihnen bei uns ihr Abitur abgelegt!) auf unseren Schulen waren und dort Bildung erfahren haben, Abschlüsse erreicht haben und so gut gewappnet sind für die Zukunft. Darüber sind wir sehr glücklich und dafür sind wir sehr dankbar, darauf sind wir auch ein klein wenig stolz – und diese Gefühle dürfen auch alle haben, die uns mit ihren Spenden in die Lage versetzen, diese unsere humanitäre Hilfe für Syrien zu leisten! All die Jahre.

Und immer noch, denn wir machen weiter!