Explosion in Beirut | Ersthilfepakete, warme Mahlzeiten, Geldbeträge und Wohnungsreparaturen

Täglich treten die Folgen der Explosion von vergangener Woche deutlicher zu Tage, jeden Tag entdecken unsere Helferinnen und Helfer neue Schattenseiten. Leider auch das Aufreißen alter Gräben beispielsweise zwischen Libanesen und Syrern oder zwischen den vielen unterschiedlichen Konfessionen und Gruppierungen dieses Landes.

Überall herrscht Chaos, die Hitze, häufig stattfindende Stromausfälle, Wassermangel und die ungebrochene wirtschaftliche und politische Krise des Libanons führen oft zu Wut und Frustration. Es herrscht Orientierungslosigkeit in einer Situation, die dringend Orientierung bieten müsste!

In diesem Umfeld ist nachbarschaftliche Hilfe, gegenseitiges Einstehen füreinander, respektvolle Unterstützung, dem / der anderen die Hand reichen von ganz besonderem Wert – genau das versuchen wir mit der Verteilung von Ersthilfepaketen (je 5 kg Zucker, 5 kg Reis, 2 kg Linsen, 1 kg Suppenlinsen, 2 kg Burgul, 1 kg weiße Bohnen, 2 kg Kichererbsen, 2 kg Mehl, 1 l Olivenöl,4.5 l Speiseöl, 2 kg Nudeln, 500 g Suppennudeln, 1 Pck Salz, 500 g Zaatar, 6 Dosen Thunfisch, 600 g Marmelade und 600 g Tomatenmark), der anhaltenden Verteilung warmer Mahlzeiten, der Ausgabe von Bargeld (zwischen 50 bis 130 Dollar pro Familie, je nach Größe und Lage der Familie) zur Beschaffung von Hygieneartikeln und Dinge des sofortigen / täglichen Bedarfs oder der tatkräftigen Unterstützung bei und Ausführung von Wohnungsreparaturen zu leisten.

Unsere am Donnerstag gestarteten Hilfsaktionen nehmen Fahrt auf: so konnten wir in der Küche unseres Zentrums für syrische Flüchtlingsfrauen allein am gestrigen Montag ganze 400 Mahlzeiten zubereiten und inkl. Getränken vor allem an Betroffene (das sind natürlich unglaublich viel mehr als wir erreichen, aber JEDE Hilfe zählt im Moment!) der Explosion ausgeben! Und auch einige der wirklich aufopferungsvollen und ehrenamtlichen Aufräumteams versorgen, die den ganzen Tag mit Besen und Kehrschaufel den Schutt von den Straßen räumen.

Füreinander da sein. Beistehen in der Not. Auch denen, die immer noch nichts von ihren Verwandten wissen die als Träger oder Lagerarbeiter im Hafen gearbeitet haben. Und die wohl auch nie mehr etwas von ihnen hören werden.

Idlib / Nordwestsyrien | Lieferung warmer Mahlzeiten bis an die „Zelttür“

Da wir alles in unseren Kräften stehende tun wollen, um die Ausbreitung von COVID-19 zu bremsen, haben wir schon vor vielen Wochen unsere Essensausgabe verändert. Wurden die warmen Mahlzeiten für täglich etwa 2.000 Menschen früher an einem Sammelplatz im jeweiligen Lager ausgegeben, so gehen unsere Helferinnen und Helfer seither in jedem Lager, das versorgt wird, von „Zelttür“ zu „Zelttür“ und füllen dort das Essen aus unserem Mehrweggeschirr um in die bereitgehaltenen Behälter der Empfängerfamilien. Natürlich mit Mundschutz und Handschuhen – trotz unsäglich hoher Temperaturen!

Diese Methode ist viel aufwendiger – jedoch die einzige Möglichkeit Menschenansammlungen zu vermeiden bei denen die Empfänger sich gegenseitig mit Corona anstecken könnten UND trotzdem weiterhin diese so enorm wichtige Lebensmittelversorgung durchzuführen. Wir sind wirklich enorm glücklich, solch unermüdlichen und aufopferungsvollen Helferinnen und Helfer zu haben, die ihre Aufgaben hochengagiert und mit unglaublicher Hingabe erledigen – sie leisten täglich Großes!

Und wir sind sehr glücklich, dass wir dieses wie alle anderen unserer Projekte weiter und weiter am Leben halten dürfen! Herzlichen Dank Euch, Dir und Ihnen allen für jede Unterstützung!!

Hafen-Explosion in Beirut | Katastrophenhilfe

Nach den Ereignissen vom Dienstag steht die ganze Stadt unter Schock, es herrscht der Notstand – wenn dieses Wort genügt!

Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Projekte stehen unter Schock, blieben aber im Wesentlichen unverletzt. Die Gebäude, in denen die Projekte untergebracht sind, stehen weit entfernt des Unglücksortes und haben bis auf Fensterbruch keine Schäden.

Seit Dienstag versuchen wir zu koordinieren, überlegen wie wir den Betroffenen in Beirut helfen können, schmieden Pläne, kalkulieren Kosten, stimmen uns mit anderen Organisationen ab.

Nun stehen unsere ersten Schritte fest: wir werden Carepakete packen mit trockenen Lebensmitteln und Hygieneartikeln, unser Zentrum für syrische Flüchtlingsfrauen kocht täglich warme Mahlzeiten und gibt sie an die unzähligen obdachlos Gewordenen aus, wir geben Kleidung und Bettwäsche aus, die wir in unserer Schneiderei zum Teil selbst herstellen und die jungen Männer unseres Handwerk-Ausbildungsprojektes werden Reparaturmaßnahmen in Wohnungen vornehmen.

Diese Hilfe hat bereits begonnen, denn Warten ist uns angesichts der Situation nicht möglich. Wir hoffen inständig auf Unterstützung – auch weitersagen, teilen und andere auf unsere Arbeit hinweisen und sie darüber zu informieren kann wertvolle Unterstützung sein! Erst Spenden versetzen uns in die Lage zu helfen…

Damaskus | Verteilung von Carepaketen für August 2020

Die Lage der Bewohner von Damaskus war vielleicht – und das trotz allem, was sie bereits erlebt haben – nie so schlimm wie sie aktuell ist! Sie hungern, es herrscht Mangel an allem; der Kapriolen schlagende Wechselkurs trägt außerdem dazu bei, dass sowieso schon extrem knapp vorhandene Waren nur verzögert oder gar nicht auf dem Markt verkauft werden, weil die Händler Angst vor enormen Verlusten haben.

Trotzdem haben wir es irgendwie geschafft, Pakete für insgesamt 280 Familien zu schnüren mit diesem Inhalt:

3 kg Reis, 5 kg Nudeln, 3 kg Zucker, 1 kg Butterreinfett, 1 l Speiseöl, 1 kg Mehl, 1 kg Linsen, 1 kg Suppenlinsen, 850 g Mortadella/Dosenwurst, 500g Zaatar, 300 g Schmelzkäse, 600 g Marmelade, 500 g Tee, 600 g Halawa

Und haben obendrauf noch einen kleinen Geldbetrag gelegt für Dinge des täglichen Bedarfs – die Freude über diese unangekündigte Unterstützung war unbeschreiblich!

Danke vielmals, dass wir diese Hilfe leisten dürfen!!

Sarmin / Region Idlib | Eine ganze Stadt unter Quarantäne!

Seitdem in der Kleinstadt Sarmin am 25. Juli die Corona-Erkrankung einer Frau bekannt wurde, steht die ganze Stadt unter Quarantäne. Was das aber für die etwa 35.000 Einwohner Sarmins bedeutet ist kaum auszumalen. Denn auch hier hungern die Menschen: keiner hat Vorräte zu Hause um sich zu versorgen, niemand kann mal eben im Supermarkt um die Ecke Lebensmittel holen. Und Zalando, Lieferando oder amazon liefern nicht nach Sarmin.

Aber wir: bereits 27.07. haben wir 1.500 kg Brot hingebracht, am 28.07. noch einmal 750 kg und 200 Hygienepakete! Auch gestern und heute waren wir da und haben je 750 kg Brot geliefert. Die Übergabe läuft ab wie in einem Film: an einem vorher vereinbarten Ort lagern wir das Brot und die Hygienepakete. Eine lokale Hilfsgruppierung der Stadt wartet in Sichtweite und holt die Sachen dann von dort ab wenn unser Team sich vom Übergabeort zurückgezogen hat. Und verteilt die Hilfsgüter dann weiter. Denn alles darf passieren – nur keine Übertragung von COVID-19!

Internationale Hilfsorganisationen sind auch hier – wie schon seit langem in Nordwestsyrien – nicht zu sehen. Die Menschen werden einfach ihrem Schicksal überlassen…

Idlib / Nordwestsyrien | 600 Kilogramm Brot. Jeden Tag!

Zu den täglich verteilten warmen Mahlzeiten an die Bewohner der Lager entlang der türkisch-syrischen Grenzen geben wir auch Brot – insgesamt 600 Kilogramm. Jeden Tag!

Nun könnten wir hier Einiges schreiben zur Bedeutung des Brotes für die Syrerinnen und Syrer, wie wertvoll sie es seit jeher schätzen und keinen Krümel davon verloren geben. Davon, welch mannigfaltige Verwendung es in der syrischen Küche findet, zu wie vielen köstlichen Speisen es in welcher Form gereicht wird, wie man daraus Sandwiches macht, es beispielsweise als Besteckersatz oder zum Warmhalten der Speisen bis hin zum Auswischen des Tellers benutzt oder was man aus trockenen Brotresten Leckeres zaubern kann.

Das alles jedoch passt nicht ganz in die heutige Zeit und vor allem aber ist es nichts gegen die Bedeutung die es für die hat, die es jeden Tag von uns erhalten: es macht sie satt!

Denn, und auch das findet jeden Tag statt: über 9 Millionen Syrerinnen und Syrer hungern!!

Idlib / Nordwestsyrien | Hygienepakete gegen Corona

Nachdem wir in den letzten Tagen mehrere Kleinlastwagen voll mit Seife, Waschmittel, Spülmittel und Desinfektionsmittel / Chlorax gekauft, eingelagert und in einzelne Hygienepakete umverpackt haben konnten wir gestern mit der Verteilung von insgesamt 6.000 Hygienepaketen an bedürftige Familien und Zeltgemeinschaften beginnen.

Dazu fahren wir Lager für Lager an und bringen diese Pakete persönlich an die „Zelttür“ – denn Haustüren gibt es hier nicht.

Die COVID-19-Pandemie ist längst in Nordwestsyrien angekommen, die bekannten Fälle sind bei lediglich einem einzigen Testgerät für fast 4 Millionen Menschen und bei quasi nicht vorhandener Infrastruktur zur Erkennung geschweige denn Behandlung von Erkrankten nur die ganz oberste, spitzeste Spitze des Eisbergs.

Seife, Hygiene und die unter den gegebenen Umständen quasi nicht mögliche Einhaltung der üblichen Corona-Regeln. Das ist eigentlich alles, was die Bewohner in den Lagern der Region Idlib der sich unsichtbar nahenden Gefahr entgegenzusetzen haben…

Von Herzen DANKE, das wir ihnen dabei helfen dürfen!!

Nordwestsyrien | 6, 9, 10, nochmal 9. 2000. 4. 1.

Diese Zahlen stehen nicht für ein mathematisches Problem, sondern für die Probleme der Menschen in Syrien. Und den Versuch eine Lösung zu finden:

Jeder 6te Flüchtling auf diesem Planeten Erde ist Syrerin oder Syrer!

Die Zahl 9 steht für dieses Problem: 9 von 10 Menschen innerhalb Syriens leben unterhalb der Armutsgrenze. Neun. von Zehn. Was das bedeutet vermögen Zahlen nicht auszudrücken, auch nicht Worte.

Die 10 könnte nun für den oder die eine(n) Glückliche(n) stehen, der nicht unterhalb der Armutsgrenze lebt, steht aber stattdessen dafür, das jedes syrische Kind im Alter von 0 bis 10 Jahren Zeit seines Lebens nichts anderes kennen gelernt hat als Krieg, Flucht und Vertreibung, Tod Angehöriger, Not, Hunger.

Und die zweite 9 steht für ungeheure 9,3 Millionen Menschen, die innerhalb Syriens unter Hunger leiden und auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind. Für all diese Zahlen gibt es viele Grafiken, aber können Grafiken das Leid der Menschen adäquat beschreiben? Oder sind sie nur ein Versuch, etwas abzubilden was nicht zu begreifen ist?

Ein Lösungsversuch auf dieses unmathematische Problem steckt in der Zahl 2000: Denn jeden Tag verteilen wir in 10 Garküchen zubereitete warme Mahlzeiten in den Lagern Nordwestsyriens für 2000 Menschen. Täglich. Und unser Dank kann nicht groß genug sein um die Dankbarkeit der Empfänger auch nur im Ansatz auszudrücken!

Aber auch wenn wir sehr froh über diese Hilfe sind, so sind wir doch in Gesamt-Nordwestsyrien nur eine von 4 (vier!) Organisationen, die diese Hilfe leisten!

Doch am Ende zählt jeder Einzelne, zum Beispiel dieser eine (1) Junge in Atmeh, der von einem unserer Helfer die warme Mahlzeit inklusive einem Bund Brot ausgehändigt bekommt.

Und sein Blick vermag dann viel besser als alle Worte und Grafiken dieser Welt auszudrücken was mit all diesen Zahlen gemeint ist…

Damaskus | Verteilung von Carepaketen für Juli 2020

Der Alltag der Damaszenerinnen und Damaszener wird wie eigentlich überall in Syrien noch mehr als zuvor vom Essen bestimmt. Es geht aber beileibe nicht darum, welche erlesenen Speisen der Levante heute auf den Tisch kommen, sondern es geht viel profaner darum: „finde ich heute etwas zu essen oder bleibe ich hungrig?“

9 von 10 Syrern leben unterhalb der Armutsgrenze, die Zahl derer, die auf Lebensmittelhilfe angewiesen sind ist seit Beginn des Jahres von knapp 8 Millionen (auch das eine erschreckende Zahl!) auf fast 9,5 Millionen angestiegen – übersetzt heißt das, dass diese Menschen täglich hungern, wenn ihnen nicht jemand etwas zu Essen reicht.

Wir sind sehr froh und dankbar, dass wir mit unseren Projekten in Nordwestsyrien (warme Mahlzeiten an täglich etwa 2.000 Menschen) und Damaskus (Verteilung von monatlichen Paketen mit Grundnahrungsmitteln seit Juni 2012!) diesen Bedarf zumindest zu einem geringen Teil bedienen dürfen – unser Dank gilt all unseren Unterstützerinnen und Unterstützern, die uns diese Möglichkeit geben!!

Güte und Preise der Lebensmittel passen oftmals nicht mehr zusammen, durch die Achterbahnfahrt des Wechselkurses wollen viele Händler auch nicht verkaufen aus Sorge, neue Ware zu viel schlechteren Preisen einkaufen zu müssen. Nun aber ist es geschafft, 280 Familien in Damaskus haben Pakete mit diesem Inhalt erhalten:

3 kg Reis, 4 kg Nudeln, 3 kg Zucker, 2 kg Butterreinfett, 1 l Olivenöl, 1 kg Mehl, 1 kg Linsen, 1 kg Suppenlinsen, 500g Zaatar, 600 g Schmelzkäse, 600 g Marmelade, 500 g Tee, 500 g Halawa

In diesem Monat war es extrem schwer, die Lebensmittel zu beschaffen – auch deswegen haben wir bereits begonnen, die Inhalte für das August-Paket zu besorgen!

Idlib / Nordwestsyrien | Resümee Seifen-Aktion (Covid-19)

Die Verteilung von Seifen in Verbindung mit Corona-Informationszetteln ist vorerst abgeschlossen, Zeit für ein Resümee:

Dank unseren großartigen Unterstützerinnen und Unterstützern und dank unseren hochengagierten Verteilteams, denen kein Weg zu beschwerlich war, kein Weg zu weit, durften wir insgesamt 51.500 Päckchen mit Seife in insgesamt 87 Lagern Nordwestsyriens verteilen und so nach vorsichtigen Schätzungen etwa 300.000 Menschen mit diesem einfachsten aber wichtigen Hygienemittel versorgen. Nun sind unsere Lager leer.

Wir schmieden aber bereits neue Pläne, denn die hygienischen Zustände in diesen wilden Lagern sind unbeschreiblich! Nur zur Erinnerung: in Nordwestsyrien leben etwa 2,7 Millionen Flüchtlinge, 1,4 Millionen von ihnen in Camps, Lagern, unter Planen, unter Bäumen!!

Daher haben wir uns entschlossen, Hygienepakete zu schnüren mit Waschmittel, Seife, Reinigungsmittel, Zahnbürsten und Zahnpasta, Damenbinden und manch anderen Dinge des täglichen Hygienebedarfs. Wer uns in diesen Bemühungen unterstützen will ist sehr herzlich willkommen – auch scheinbar kleine Beträge helfen uns, denn in dieser Region sind viele dieser Dinge noch zu erschwinglichen Preise zu bekommen. Und für die Flüchtlingsfamilien doch unerreichbar, da sie meist völlig mittellos sind.