Durch die Arbeit in der Schneiderei und die Herstellung von Schuluniformen und Jacken für eine Schule, in der syrische Flüchtlingskinder unterrichtet wurde, kamen wir immer enger mit dieser Schule in Kontakt. Und schließlich zu unserem ersten und einzigen Projekt, das wir nicht selbst aufgebaut hatten und in dem wir „nur“ Partner sind – aber tragender Partner!
Schon 2013 hatte eine in den Libanon geflüchtete syrische Lehrerin mit hohem persönlichem Einsatz und sehr großem Herz die Idee, syrischen Kindern Bildung zu vermitteln. Sie suchte und fand Finanzierung in der Verwandtschaft, bei Freunden und einigen Großspendern und stand schon 2014 einer Schule für etwa 250 syrischen Schülerinnen und Schülern vor! Der Bedarf aber und ihr Potential war größer als das und so bat sie uns ihr in ihren Bemühungen zu helfen. Nach eingehender Prüfung und intensiven Projektbesuchen entschlossen wir uns Ende 2016 sie zu unterstützen und haben das seither weder bereut noch unterbrochen. So gelang es, schon bald die Schülerschaft nahezu zu verdoppeln und in zwei Gebäuden Unterricht von der Vorschule bis zur neunten Klasse anzubieten.
Das Schuljahr 2018 / 2019 ist ein gutes Beispiel um zu verdeutlichen was das bedeutet: in insgesamt 19 Klassen wurden Kinder in zwei Vorschulstufen und neun Klassenstufen (1. bis 9.) unterrichtet, die Klassengröße war dabei meist über 30 Schülerinnen und Schüler. 25 Lehrerinnen und Lehrer und 6 administrative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgten das ganze Schuljahr über für einen reibungslosen Ablauf. Zusätzlich wurde im Sommer ein Sommercamp für unterschiedliche Klassenstufen durchgeführt an dem etwa 100 Kinder teilgenommen haben, ebenso Ausflüge und Kurse angeboten.
„Nebenher“ wurden ein Chemielabor, eine Bibliothek und ein Computerraum eingerichtet, 10 Toiletten gebaut, ein Empfangsraum hergerichtet und für die Verwaltung Drucker und Computer beschafft. Außerdem, als emotionaler Höhepunkt, unterschiedlichste Geräte angeschafft um einen Spielplatz einzurichten.
Im darauffolgenden Schuljahr konnten wir die Anzahl der Schülerinnen und Schüler sogar auf 571 erhöhen und kämpfen doch seither mit den Auswirkungen der Explosion im Beiruter Hafen und den Corona-Bestimmungen. Digitalunterricht findet kaum statt, es fehlt vor allem an Endgeräten um überhaupt digitalen Unterricht vermitteln zu können. Wir finden viele alternativen Möglichkeiten, die wirtschaftliche Situation führt jedoch leider verstärkt dazu, dass Eltern ihre Kinder vom Unterricht abmelden. Sie werden gebraucht, um zu arbeiten. Um der Familie beim Überleben zu helfen. Dagegen kämpfen wir nach Kräften an, doch zu oft gehen uns leider angesichts grassierender Armut die Argumente aus…