Damaskus | Verteilung von Grundnahrungsmitteln für März 2021

Die Situation der Menschen in Syrien allgemein und in Damaskus im Speziellen ist unbeschreiblich schlecht; die Not und der tägliche Kampf ums Überleben ist Dauerthema in allen Gesprächen. Folgender „Witz“ ist hierbei ein Dauerbrenner: „Aufgrund ihrer Sorgen sterben die Syrerinnen und Syrer eher an einem Herzinfarkt als an Corona!“

Vielleicht ist es der ganz eigene syrische Humor, der es den etwa 12.4 Millionen hungernden Menschen (ja, 12.4 Millionen haben nicht ausreichend Zugang zu sicherem und/oder ausreichend nahrhaftem Essen!) in Syrien die gegenwärtige Lage zu ertragen.

Viele aber haben gar keine Zeit nachzudenken: ihre Hauptbeschäftigung ist es vielmehr, ihre täglichen Grundnahrungsmittel zu beschaffen, auf Strom und Wasser (beides funktioniert nur mit Glück kurze Zeit am Tag) zu warten und immer darauf zu achten, dass ihr Handy-Akku aufgeladen ist und sie nicht in einem Funkloch sind. Denn es könnte sie ja jemand darüber informieren, wo es gerade Brot, Gas oder anderes Überlebenswichtiges gibt.

Inmitten dieses Dramas können wir weiterhin Lebensmittelhilfe leisten und sind gerade dabei, unsere März-Carepakete mit folgendem Inhalt zu verteilen:

4 kg Reis, 3 kg Nudeln, 4 kg Zucker, 1 kg Burgul, 1 l Speiseöl, 1 l Olivenöl, 1 kg Mehl, 1 kg Suppenlinsen, 1 kg Burgul, 850 g Mortadella/Dosenwurst, 500 g Zaatar, 500 g Tomatenmark, 1 kg Marmelade, 700 g Schokoladencreme, 400 g Tee, 600 g Halawa, 250 g Schmelzkäse

Diesen Monat haben wir die Menge an Reis und Zucker um je ein Kilo erhöht, auch zum ersten Mal Schokoladencreme dazu gegeben. Und seit langem mal wieder Burgul. Vielen herzlichen Dank, dass wir diese Hilfe leisten dürfen!

Istanbul | Online-Unterricht im Zentrum für Menschen mit Spezialbedürfnissen

Auch in der Türkei ist aufgrund von Corona schon seit vielen Monaten das Thema „Online-Unterricht“ ein großes Thema für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die inmitten ihrer Ausbildung stehen. Das ist nicht selten mit mannigfaltigen Problemen verbunden! Vor ganz ähnlichen Problemen stehen die jungen Menschen mit Spezialbedürfnissen, also mit geistigen, körperlichen oder mehrfachen Einschränkungen in unserem Zentrum in Istanbul.

Und wie so oft sind es nicht nur die Lernenden, die vor Problemen stehen – auch die Lehrenden, Betreuenden, haben Sorge, dass all das zuvor in oft kleinsten Schritten Erarbeitete verloren geht, Fortschritte zunichte gemachte werden, Bindungen verloren gehen. So stehen auch sie vor erheblichen Problemen. Genauso wie die Eltern, die im Zuge des von zuhause geführten Online-Unterricht alltäglich Lösungen finden müssen in der Betreuung und vieles mehr.

Bereits im Frühjahr 2020 haben sich daher Leitung und Betreuungsteam unseres Zentrums für Menschen mit Spezialbedürfnissen intensiv mit der nahenden Situation zusammengesetzt und in unzähligen Sitzungen Lösungen erarbeitet. Haben sich selber intensiv fortgebildet (und tun es immer noch), haben Hilfe von außen eingeholt und im ständigen Austausch mit Fachleuten aber auch mit den Eltern Lern- und Betreuungsangebote entwickelt. Nur so konnte es gelingen, nahezu alle Kinder und Jugendliche weiter zu betreuen um gemeinsam und erfolgreich an ihrer Entwicklung zu arbeiten.

Heute, fast ein Jahr später, können wir froh und voll Stolz auf alle Beteiligten sagen, dass sich die Mühen gelohnt haben: das ganze Zentrum in sich und viele der Betreuten haben trotz den erschwerten Bedingungen teils großartige Fortschritte gemacht! Gerade die intensive Einbindung der Eltern hat außerdem dazu geführt, dass viele von ihnen nun besser mit ihren eigenen Kindern umzugehen wissen, besser verstehen wie sie ihrem Kind helfen können.

Danke, dass wir auch dieses Projekt mit Leben füllen dürfen!!

Die Wiege der Menschheit!

Ja, Nordwestsyrien liegt im Gebiet des altertümlichen Mesopotamiens, dem Land zwischen den Flüssen, dem Zweistromland. Diese Region ist die Wiege der Kultur, hier, wo heute die Menschen im nassen Lehm versinken wurden aus dem gleichen Lehm erste Siedlungen gebaut, Länder urbar gemacht und Pflanzen und Tiere domestiziert. In diesem „fruchtbaren Halbmond“ nahm Vieles seinen Anfang, war in Bewegung, begründete den Begriff „Wiege der Menschheit“.

Das ist lange her: heute stecken entlang eines Gutteils dieses fruchtbaren Halbmonds etwa 4 Millionen Menschen im Schlamm fest, können nicht vor und nicht zurück. Und sind (auch) den Jahreszeiten ausgeliefert.

Mit alljährlich wiederkehrenden und auch dieses Mal verheerenden Folgen: Stand 4. Februar sind 141.729 innersyrische Flüchtlinge direkt betroffen von den Überflutungen der Lager aufgrund anhaltender Regenfälle. Die abfließenden Fluten haben 407 Camps / Zeltlager überschwemmt und dabei 10.582 Zelthaushalte zerstört sowie 15.060 Zelte stark beschädigt. Wichtige Versorgungsstraßen sind unbenutzbar geworden, die von externer Hilfe (Nahrung, medizinischer Versorgung, Winterhilfe uvm.) extrem abhängigen Bewohner der Lager bleiben oft unversorgt – es ist schlichtweg eine Katastrophe in der Katastrophe in der Katastrophe!

Wir sind immer noch mittendrin. Tun was und helfen wo wir können. Sind und bleiben vor Ort!!

Grundschule für Halb- und Vollwaisen in Atmeh / NW-Syrien

Das im Dezember 2020 zunächst als Lern- und Nachhilfezentrum für Halb- und Vollwaisen wurde im Sommer 2021 umgebaut zu einer Grundschule (und zugleich eine „Mittelschule“ gegründet, mehr dazu im zugehörigen Bericht), ebenfalls für Halb- und Vollwaisen. Über 200 Mädchen und Jungen erhalten hier das erste Mal in ihrem Leben die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen – sie alle kennen nur Krieg, wurden in diese menschengemachte Katastrophe hineingeboren.

Der Umstand, dass sie ein oder gar beide Elternteile verloren haben macht sie besonders schutzbedürftig. Zugleich tragen diese Kinder natürlich einen Rucksack an Problemen mit sich herum; die Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen hört also nicht bei der Vermittlung von Schulbildung auf. Wir versuchen ganzheitlich auf die Kinder einzugehen, lassen ihnen auch spielerischen Freiraum, versuchen mit Sport- und Zusatzangeboten Freude zu vermitteln. Für sie da zu sein. Ihnen beizustehen.

Da neben den Alltagssorgen auch der Hunger täglicher Begleiter dieser Kinder ist erhalten sie regelmäßig Schulspeisung wie selbstgemachte Falafel-Sandwich, Obst und andere lokal übliche Mahlzeiten. Die Freude darüber ist enorm, auch die Vorfreude der Kinder an den unterschiedlichen Tagen auf die unterschiedliche Schulspeisung (denn natürlich wissen sie was es geben wird). So stillen wir nicht nur den Hunger nach Bildung sondern stopfen auch das stets präsente „Loch im Magen“.