Idlib / Nordwestsyrien | Neue Schule, neue Klasse, neues Jahr!

Zum Ende des alten Jahres und kurz vor Beginn des neuen Jahres noch ein Bild einiger Kinder: sie sind am frühen Morgen auf dem gemeinsamen Weg in ihre neue Klasse und damit auf einem Weg in ein neues Jahr voller Chancen.

Denn alle der schon über 400 Schülerinnen und Schüler unserer vor nicht einmal drei Wochen eröffneten Schule in der Grenzregion zur Türkei sind Waisen, haben entweder schon sehr lange keine Schule mehr besucht und erheblichen Nachholbedarf oder haben noch nie in ihrem Leben eine Schule von innen gesehen. Daher können sie oft weder lesen noch schreiben noch rechnen – und brauchen hier sowie in vielen anderen Bereichen intensive Betreuung.

Wir sind sehr glücklich, dass wir dem kommenden Jahr neben allen anderen Projekten mit solch einem schönen und wichtigen Projekt entgegen treten können und sind schon sehr gespannt, vor welche Aufgaben diese Kinder uns noch stellen werden und welche Erlebnisse wir einmal mit ihnen teilen können. Und freuen uns unglaublich auf das kommende Jahr – denn schon in Kürze werden alle Klassen, Lern- und Spielgruppen vollzählig sein und wir dann etwa 600 Kinder aufgenommen haben.

Und dürfen somit all diesen 600 Waisen die Chance auf eine andere Zukunft ermöglichen!

Damaskus | Verteilung von Carepaketen für Januar 2021

In Damaskus sind die Preise fast aller Lebensmittel erneut deutlich gestiegen – das macht es den ohnehin fast Mittellosen noch schwerer ausreichend Essen für sich und ihre Familien zu finden. Wir haben dabei Glück im Unglück, denn durch die Abnahme großer Mengen können wir oft zu günstigeren Preisen einkaufen oder Angebote für Großabnehmer nutzen. Und so beispielsweise beim Tee 20 Prozent gegenüber dem Einkauf einer einzelnen Packung sparen! Das macht es uns möglich, auch dieses für die Syrer so wichtige Lebensmittel auch diesen Monat wieder zu verteilen – wissend, dass die Empfänger der Pakete sich diesen Tee nie leisten könnten!

Während die Menschen in Damaskus oft stundenlang, manchmal den ganzen Tag vor der Bäckerei stehen um ihre Ration Brot zu erhalten und dabei wertvolle Zeit für andere Dinge des Alltags verlieren – Schüler bspw. verpassen so ihren Unterricht, Tagelöhner können keiner Arbeit nachgehen – und sich evtl. in der Schlange mit Corona infizieren sind wir wieder unterwegs und verteilen Pakete mit diesen Grundnahrungsmitteln:

3 kg Reis, 3 kg Nudeln, 3 kg Zucker, 1 kg Burgul, 2 kg Butterreinfett, 1 l Speiseöl, 1l Olivenöl, 1 kg Linsen, 1 kg Mehl, 1 kg Suppenlinsen, 850 g Mortadella/Dosenwurst, 500 g Zaatar, 500 g Tomatenmark, 600 g Marmelade, 500 g Tee, 600 g Halawa, 250 g Schmelzkäse 

Nach der überbordenden Freude der Familien über das Olivenöl vom letzten Monat haben wir wieder einen Liter davon hinzugefügt – und werden in den nächsten Tagen mindestens 295 Familien mit diesen Paketen versorgen.

Eines dieser Pakete kostet umgerechnet etwa 21,- EUR und damit fast einen halben durchschnittlichen Monatslohn – und wird einer 5-köpfigen Familie etwa 2 Wochen helfen dem täglichen Hunger zu begegnen. Wenn sie noch etwas Gemüse finden vielleicht auch etwas länger. Fleisch ist längst vom Speiseplan fast aller Syrerinnen und Syrer gestrichen!

Olivenöl aber, Zaatar für das Brot oder gar Tee sind auch emotional enorm wichtige Lebensmittel – und geben Freude in höchst unerfreulichen Zeiten. 

Idlib / Nordwestsyrien | Glücklich

Wir verteilen immer noch warme Mahlzeiten in den Lagern entlang der türkisch-syrischen Grenze. Täglich werden diese Mahlzeiten in unseren 10 Garküchen frisch gekocht, täglich holen wir aus einer reaktivierten Bäckerei unglaubliche Mengen frisches Brot ab.

Wenn wir dann in die Lager fahren ist das Brot oft noch warm, die Kinder tragen das Essen in die Zelte zu ihren Familien und stecken sich auf dem Weg vielleicht schon einen Happen in den Mund.

Und sind glücklich.

So wie wir es sind, dass wir das tun dürfen.

❤️lichen Dank!!

Zentrum für Spezialbedürfnisse in Damaskus (bis Herbst 2016)

Beim Versuch dieses Projektes zu beschreiben öffnet sich sich uns ein Raum voller Erinnerungen, die beim Öffnen dieses Raumes alle auf einen hereinprasseln, da sie bis zur Decke reichen!

Einem unserer Projektleiter in Damaskus war es ein wichtiges Anliegen, sich um die Schwächsten der Gesellschaft zu kümmern: Menschen mit körperlichen und / oder geistigen Behinderungen, also Menschen mit Spezialbedürfnissen. Er hatte sich vorgenommen, sie vom Rand in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, an ihrem Selbstbewusstsein zu arbeiten und Vorurteile zu überwinden. Gemeinsam mit einem seiner besten Freunde, der selbst körperbehindert war und vor Mut und Ideenreichtum nur so sprühte und mit der Unterstützung vieler Gleichgesinnter gelang es ihnen, im Herbst 2014 ein Zentrum für Spezialbedürfnisse aufzubauen!

Und was für ein Zentrum das war: angefangen von der Betreuung behinderter Menschen jeder Altersgruppe in ganz unterschiedlichen, stets an ihre Bedürfnisse angepassten Betreuungs- und Therapieformen hin zu Beschulung über Spiel- und Bastelgruppen, Sportangebote, Versorgung Bettlägeriger mit Windeln, Herausholen Einsamer aus ihren Behausungen (aus denen sie sich aufgrund ihrer Körperbehinderung nicht eigenständig bewegen konnten), Einrichten eines inklusiven Lebensmittelgeschäftes, Krankengymnastik und Physiotherapie, Einrichten und Betrieb einer orthopädischen Schuhwerkstatt bis hin zum Aufbau und Betrieb einer Werkstatt für Gehhilfen, Prothesen und Rollstühle – allesamt Eigenentwicklungen und allesamt komplett selbst hergestellt.

Dieses Zentrum hatte enormen Einfluss auf das Wohlergehen vieler Menschen mit ganz speziellen Bedürfnissen. Und es gelang tatsächlich, sie in die Mitte ihrer Gesellschaft zu bringen. Die Akzeptanz und Unterstützung für dieses Projekt waren zu jeder Zeit überwältigend.

Und auch wenn es im Oktober 2016 im Bombenhagel unterging, so lebt es auch heute noch weiter. In unseren Erinnerungen. Und in veränderter Form an anderer Stelle. In Istanbul!

Zentrum für syrische Flüchtlingsfrauen in Beirut / Libanon (seit 2014)

Verließ zu Anfang kaum jemand Syrien war spätestens 2014 der Damm gebrochen: Im Oktober 2014 waren bereits 3.2 Millionen Syrerinnen und Syrer auf der Flucht vor Tod und Zerstörung in Ausland gegangen – viele von ihnen Frauen mit Kindern. Oft Witwen. Im kleinen Land Libanon, dem aus vielen Gründen nächsten Nachbarn Syriens, waren damals 1.13 Millionen Syrerinnen und Syrer (heute sind es noch fast 0.9 Millionen) untergekommen – jeder 4te oder 5te (genaue Einwohnerzahlen gibt es nicht) im Libanon lebende Mensch war also forthin Syrer. Mit allen daraus resultierenden Folgen.

2014 war auch das Jahr, in dem wir (bereits im Januar 2014) unser erstes Projekt außerhalb Syriens entwickelten: ein Zentrum für syrische Flüchtlingsfrauen in Beirut! Wir wollten den unzähligen in Beirut gestrandeten Frauen die Hand reichen, ihnen Halt geben und ihnen helfen, ihre Zukunft zu bauen. Viele von ihnen waren verwitwet, alleinerziehend und viele von ihnen hatten schreckliche Dinge erlebt. Alle standen unter Schock, keine wusste wohin zu gehen, was anzufangen mit ihrem Leben.

Angetrieben von einer hoch engagierten Leitung bauten sie ein Zentrum auf, mit einer kleinen Küche und mehreren Kursräumen. Denn vor allem darum ging es von Anfang an: geflüchteten Frauen Fortbildungs- und Entwicklungskurse anzubieten, sie aufzufangen und aufzubauen, sie zu begleiten und ihnen Selbstbewusstsein zu vermitteln. Ihnen dabei helfen, ihre Fähigkeiten zu stärken und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen. Sie aus der Einsamkeit zu holen, sie in die Gemeinschaft des Zentrums zu holen und sie zu unterstützen, einen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Die Küche war Versorgung und Lehrküche, auch Catering und damit Möglichkeit, Festanstellung zu geben und etwas Geld für die Finanzierung des Zentrums dazu zu verdienen. Im Spätjahr 2014 kam eine Schneiderei dazu, auch das für Lehre und Produktion gemeinsam. Die dritte Säule waren die Kurse mit vielfältigem Angebot, auch Arabischkurse (nicht wenige der Frauen hatten nie schreiben und lesen gelernt), Sprachkurse (englisch), Computerkurse und viele viele Entwicklungskurse.

In den 6 Jahren seit Bestehen des Projektes haben jedes Jahr mehrere Hundert Frauen das Zentrum durchlaufen und wurden gestärkt in die libanesische Gesellschaft entlassen. Viele von ihnen haben es durch die Fortbildungen geschafft, sich im Arbeitsmarkt zu integrieren, manche konnten sogar eigene „Start-Ups“ gründen und Arbeitsplätze schaffen. Dieses Zentrum hat großen Anteil daran, dass all diese Frauen auf eigenen Beinen stehen und ihre Zukunft in die Hand nehmen können.

Seit 2014. Heute. Und auch in Zukunft.

Fertigung von Winterdecken und Winterjacken

Die Winter in Syrien sind zwar kürzer als hierzulande aber nicht minder kalt. Erst recht für die, die mit leeren Händen aus ihrem Heim geflohen sind und nun innerhalb Syriens heimatlos geworden sind.

Schon im Winter 2012 / 2013 haben wir daher Winterdecken verteilt – und schon damals haben wir lieber produziert als zu kaufen: so konnten wir auch billige Stoffreste verwerten und gaben zudem Näher:innen und Schneider:innen die Möglichkeit, etwas zu verdienen – der perfekte Kreislauf! Alles, wirklich alles was wir bekamen wurde zu Decken umgearbeitet, jeden Winter. Und nie war es leicht, das richtige Material zu finden geschweige denn es ohne Aufsehen zu erregen zu transportieren.

Ganz sicher Aufsehen erregte dann aber der LKW, der im Herbst 2015 durch die Straßen zog, vollbeladen mit wärmendem Futter für Winterdecken! Wir bauten damals eine eigene Näh- und Schneiderwerkstatt auf und fertigten weit über 2.000 Decken! Gleichzeitig dazu führten wir eine umfangreiche Bedarfsanalyse bei allen Familien und Flüchtlingsunterkünften im Stadtviertel durch, erst danach fingen wir an mit der Verteilung. Und zwar zu Fuß, mit dem Auto, mit jedem mobilen Vehikel das sich uns bot – alles wurde voll beladen bis zum Rand und zu denen gebracht, die froren vor Kälte!

Die Freude aller Beteiligten über dieses Projekt ist bis heute unvergessen! Im darauffolgenden Winter fertigten wir Übrigens aus den verbliebenen Füllmaterial circa 1.500 Winterjacken und verteilten sie an Kinder jeden Alters. Für uns unvergessen. Und sicher auch für viele dieser Kinder.

Regelmäßige Verteilung von Kleidung und Schuhen in Damaskus

Seit Beginn unserer Tätigkeit im Jahr 2012 zählte auch die Verteilung von Kleidung und Schuhen zu den priorisierten Aufgaben, die wir bis 2017 wiederkehrend wahrnehmen durften. Denn die Familien flüchteten nur mit dem, was sie am leib trugen. Oder, wie damals eine der Frauen trotz ihrer Notsituation scherzend sagte: „Man denkt beim Flüchten nicht daran, etwas mitzunehmen. Man flüchtet.“

Am Anfang geschah das noch eher unstrukturiert und folgte dem Zufall. Unsere Helferinnen und Helfer hatten fast immer gesammelte Kleidungsstücke im Auto – man wusste ja nie, wem man begegnete der Hilfe benötigte! Schon bald brachten wir das in Formen und fingen an, Kleidung bei Freunden zu sammeln und sie nach Größen zu sortieren, bald danach begannen wir bei Second-Hand-Läden oder in Großmärkten einzukaufen und ein Lager anzulegen.

Schon 2013 planten wir saisonale Verteilungsaktionen, einmal im Winter, einmal im Sommer. Und zum Zuckerfest. Immer wurde es emotional, vor allem die Kinder konnten ihre ursprüngliche Freude über neue Kleidungsstücke oft nicht verbergen. Aber das sollten sie auch nicht: wir organisierten es vielmehr häufig so, dass es auch für sie ein Erlebnis war, ein eigenes Aussuchen und Anprobieren der Kleidungsstücke war uns wichtig. Tausende von Kleidungsstücken, angefangen bei Stramplern, Unterwäsche und Strümpfen über T-Shirts, Hosen, Pullover, Kleider und Hemden bis hin zu Jacken, Mützen und Schals fanden im Laufe der Jahre neue und stolze Besitzer. 2016 haben wir sogar selber en gros Decken und Winterjacken produziert, das aber ist eine andere Geschichte.

Auch eine ganz eigene Geschichte war die Ausgabe von schlussendlich 226 Gutscheinen für Wintermäntel an Frauen: dafür hatten wir mit dem Inhaber eines angesehenen Geschäftes eine Sondervereinbarung getroffen und luden die Frauen einzeln ein, sich selbst einen Wintermantel auszuwählen. Inklusive Anprobe. Eine von ihnen vermutete gar die „Versteckte Kamera“. Und bat uns, damit aufzuhören und sie bitte nicht hinters Licht zu führen. Sie glaubte schlichtweg nicht, dass der Mantel wirklich ihr gehören sollte!

Heute können wir dieses Projekt vor allem aus finanziellen Gründen nicht mehr fortführen.

Medizinische Versorgung von Binnenflüchtlingen

Auch wenn 2011 alles begann, richtig spürbar, auf breiter Ebene, wurde es 2012. Im Jahr 2012 brach für viele Syrerinnen und Syrer die Welt zusammen. Unter den vielen Menschen in den nicht enden wollenden innersyrischen Fluchtbewegungen waren natürlich auch viele Kranke, oft Verletzte als Folge von Querschlägern (so hatten wir in dieser Zeit eine Operationen zweier Zwillingsschwestern, die zusammen von einer einzigen solchen irrgeleiteten Kugel getroffen wurden), genauso oft aber auch ganz normale Krankheiten, die in jeder Zivilgesellschaft auftreten. Und all diese Kranke brauchten Hilfe!

Also nahmen wir uns ihnen an, so gut wir es konnten und in dem Maß, in dem wir finanziell in der Lage waren. Das aber war oft nicht verhandelbar, denn vor allem in den ersten Jahren war es oft eine Frage von Leben und Tod: oft standen die zu Behandelnden schon vor den Toren der Klinik als wir von ihrer Notlage erfuhren. Halfen wir ihnen, hieß das, sie durchschritten die Tore und wurden behandelt, operiert, geheilt. Halfen wir ihnen nicht, hieß es, sie konnten nicht ins Krankenhaus, erfuhren keine Behandlung, konnten sterben. Keine leichte Entscheidung. Überhaupt keine leichte Entscheidung!

Wir haben eigentlich nie „Nein“ gesagt in diesen Jahren. Die Not war zu groß! Oft waren wir sogar persönlich bei den Patienten, gingen mit ihnen zum Arzt, haben ihren Heilungsprozess gesehen und haben manche in den Tod begleitet. So beispielsweise bei manchem chronisch Kranken, der sich die Therapie mit teuren Medikamenten nicht leisten konnte. Nicht bei jedem schlug diese Therapie an. War es dann falsch, das Geld ausgegeben zu haben für teure Medikamente, wenn der Patient doch verstarb?

Besonders schwierig war es mit den Schwangeren – kaum waren sie aus den Kampfgebieten raus setzten die Wehen ein, urplötzlich. Als ob ihr Körper sich vorher gegen die Geburt gestemmt hatte und das Neugeborene erst freigeben wollte, wenn sie in Sicherheit waren. Auch Herzinfarkte, Krebskranke und Frühgeburten waren unter den Fällen; Hunderte Geburten haben wir bezahlt, Kosten für Prothesen, Intensivstation, Brutkästen, Zahnbehandlungen, Operationen, uvm. bis zu Hörgeräten oder Brillen haben wir übernommen.

Ab 2016 mussten wir beginnen, diese Ausgaben zu reduzieren: die Kosten explodierten, viele Medikamente waren nicht verfügbar, manche Krankheiten waren einfach nicht mehr zu heilen. Und doch lebt auch dieses Projekt weiter, auch heute noch tragen wir Kosten für vielfache medizinische Betreuung, begleiten Kranke zum Arzt und helfen wo wir können.

Ein eindringliches Erlebnis (unter vielen eindringlichen Erlebnissen) in diesem seit 2012 bestehendem Projekt hatten wir vor einigen Wochen. Eine Mutter hatte sich bei uns gemeldet und ein Foto geschickt von ihrer 5jährigen Tochter. Das Mädchen hatte an diesem Tag Geburtstag: Vor 5 Jahren wurde es im Säuglingsalter am Herzen operiert, ohne diese OP wäre es gestorben. Obwohl diese Operation teuer war und es uns damals nicht leicht fiel das zu bezahlen hatten wir die Kosten übernommen.

In Momenten wie diesen wird alles andere unwichtig. Und man weiß genau: Es war gut, „Ja“ zu sagen!

Aufbau und Betrieb einer Geflügelzucht– Eier und Fleisch für Selbstversorger und Arbeitsplätze

In Zeiten von Belagerungen, Kämpfen und Bombardements wurde die Selbstversorgung immer wichtiger. Abgesehen davon, dass eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln immer seltener wurde so konnte auch die Suche nach ihnen tödlich enden. Irgendwo war immer Krieg.

Also begannen wir mit mehreren Selbstversorgungs-Projekten, eines davon war der Aufbau einer veritablen Geflügelzucht im Frühjahr 2014. Angefangen haben wir mit dem Ankauf von Küken um die großzuziehen und dann, ausgewachsen und Eier legend, an Familien auszugeben zur Selbstversorgung mit Eiern und evtl. auch Fleisch. Bald darauf aber wuchs das Projekt, wir stellten Arbeiter ein (die dadurch auch in Lohn und Brot kamen), beschafften eine Tonne Hühnerfutter (und waren damit unabhängig von beschaffungsdruck und Frontverläufen) und wurden zu richtigen Geflügelzüchtern.

Je nach Notlage der Familien verschenkten wir Eier und Fleisch oder verkauften es zum Selbstkostenpreis, ebenso verkauften oder verschenkten wir die ausgewachsenen Hühner wodurch viele Familien selbst zu Selbstversorgern werden konnten. Vor allem für die damals schon mangelernährten Kinder war die Versorgung mit Eiweiß extrem wertvoll.

Aber auch die Arbeit an diesem Projekt war äußerst wertvoll. Manche unserer Helferinnen und Helfer fanden einen neuen Sinn im Leben, erwachten aus der Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit. Fanden Kraft darin, sich selbst und anderen zu helfen. Ähnlich erging es denen, die diese Hilfe erhielten. Sie merkten, sie waren nicht allein in ihrer Hilflosigkeit.

Diese Erfahrung haben wir mit so vielen unserer Projekte gemacht – humanitäre Hilfe für Syrien ist so viel mehr als „nur“ das Schaffen von Projekten um Menschen in häufig extremen Notsituationen beizustehen. Oftmals erzielten wir die größte Nachhaltigkeit durch unsere eigene Art der Herangehensweise, durch Einbinden aller, durch Schaffen von Kreisläufen. Auch durch Hilfe mit Anstand und Würde. Mit großem Respekt vor denen in Not. Und vor denen, die diese tägliche Arbeit in den Projekten mit viel Herz und Engagement ausführen.

Irgendwann 2016 mussten wir dieses Projekt aufgeben, verteilten aber alle Brutkästen, Hühner, Küken und manches mehr an die Familien in der Umgebung. Und glauben fest daran, dass noch heute manche Erben dieser Hühner Eier legen!

Idlib / Nordwestsyrien | Winter. Kälte. Regen.

Alle Jahre wieder kommt die Regenzeit. Dann schwellen unscheinbare Gräben an zu reißenden Fluten und nehmen alles mit was sich ihnen in den Weg stellt. Das hört sich nur scheinbar übertrieben an, denn es war traurige Realität in den letzten Jahren. und wird auch dieses Jahr wieder so sein, denn die Böden sind nicht gemacht um viel Wasser aufzunehmen, gleichzeitig gibt es kaum freie Flächen – die Zelte stehen einfach überall!

Bereits jetzt sind über 20 Lager betroffen, mehrere hundert Familien mussten schon ihr Zelt verlassen oder haben es sogar ganz verloren. Doch das ist erst der Anfang, die eigentlichen Regenfälle werden noch erwartet.

Auch ist das Verlangen nach Wärme, und sei es nur, um die Kleider zu trocknen, nicht immer im Klammen sitzen zu müssen, ein stetiger Begleiter der unzähligen Binnenflüchtlinge in den Lagern. Und Kleidung, warme Decken, Heizmaterial, Öfen, Hygieneartikel. Es mangelt ihnen an allem, wirklich allem!

Um sich irgendwie zu wärmen verbrennen die Menschen mangels richtigem Brennmaterial wie Öl, Berien oder Holz in ihrer Not völlig kaputte Schuhe oder andere Abfälle. Und sitzen im Zelt inmitten des giftigen Qualms. Einigermaßen warm. Dafür aber mit Atembeschwerden und erheblichen Langzeitfolgen, vor allem bei den Heranwachsenden.

Wie in den Jahren zuvor wollen wir auch dieses Mal helfen. Wollen Öfen und Berien (regional typisches und gut verfügbares Brennmittel: die Reste der zu Olivenöl verarbeiteten Oliven werden zu einer Art Brikett geformt und getrocknet), warme Decken und andere Dinge beschaffen und an Bedürftige verteilen.

Soviel wir nur können!